Seite:OAHeidenheim 237.png

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nicht schlecht gebaut. Es finden sich fünf Rohrbrunnen und ein Wasserbassin, aus welchem in Nothfällen das Wasser durch den ganzen Ort geleitet werden kann. Auf der Südseite des Dorfes steht die weithin sichtbare Pfarrkirche, an sich ein sehr altes, aber nach und nach gänzlich erneuertes, im Innern helles und freundliches Gebäude. Der Thurm hat weniger Veränderungen erlitten und trägt noch deutlich die Kennzeichen vorgothischer Bauart.[1] Der Kirchhof, der noch jetzt zum Begräbnißplatz dient, ist ummauert und war ehemals wohl befestigt. Die Baulast an der Kirche trägt mit der Gemeinde gemeinschaftlich der Heilige, der circa 160 fl. Einkünfte aus einigen liegenden Gütern hat. Die geräumige Pfarrwohnung, von welcher eine schöne Aussicht sich eröffnet, wurde 1772 neu erbaut und steht in der Unterhaltung des Staats. Das hoch gelegene Schulhaus hat die Gemeinde 1828 aufgeführt. Ein eigenes Rathhaus besteht nicht; eine Wirthsstube vertritt dessen Stelle.

Die vorhin erwähnte sogenannte Weinstraße, welche durch den Ort führt und weiterhin in die Giengen-Heidenheimer Straße einmündet, hat ihren Namen in jener Zeit erhalten, als die Wirthe der benachbarten Pfalz-Neuburgischen Orte, und die Klöster der nahen Donaugegenden ihre Weine auf diesem Wege aus dem württembergischen Unterlande bezogen, was jetzt fast gänzlich aufgehört hat. Die Straße stand ehemals in Unterhaltung der Herrschaft Heidenheim, ist aber gegenwärtig ganz zerfallen. Ein Walddistrikt 1/8 St. nördlich vom Ort heißt der Weingarten, übrigens ohne alle urkundliche Spur von Weinbau. – Die hier vorüberführende Römerstraße ist schon oben S. 117 beschrieben worden. – Auf diesseitiger Markung lagen auch die Orte Sparenweiler und Weiler, die nach der Sage im dreißigjährigen Kriege, in Wirklichkeit aber viel früher, eingiengen. In dem Stiftungsbriefe der Frühmesse zu St. Johann in Giengen vom Jahr 1335 kommt Weiler schon als bloße Hub vor: „die Hueb zu Memmingen, die da heißet das Wyler, die gültet jährlich 10 Malter.“ Noch sind die Güter von Weiler und Sparenweiler in geschlossenen Complexen beisammen. Ein abgegangener Ort hieß Stulen (Heidenh. Salbuch und Kerler S. 66. Graf Ulrich von Helfenstein kauft von Diepold Güß von Haunsheim einen Hof zu Stulen bei Memmingen um 100 Pfd. Hllr.).

Hohenmemmingen kommt vor als Memmingen im Jahr 1335, in welchem dortige Güter an die Pfarrkirche in Giengen geschenkt wurden (Magenau, Giengen 74). Im Jahr 1356 erscheint der hiesige Kirchensatz bei der helfensteinischen Theilung im Besitz der jüngeren

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Heidenheim. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeidenheim_237.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Die Jahreszahl am Thurm 1557 deutet offenbar nur auf eine Ausbesserung.