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bald nach deren Stiftung. Vor dieser Übergabe an Tübingen bestand eine Pfarrstelle und 5 Pfründen (plebania in Lewenberg quinque beneficia ibidem Würdtw. subs. 10, 342); in den Jahren 1480 und 1489 wurde die Frühmesse und statt derselben hernach die Nicolai-Pfründe der Pfarrei einverleibt, damit der Pfarrer Muße gewänne, auch seine öffentlichen Vorträge zu studiren (Cleß C., 466-7).

Außer einem Beguinenhaus bestand in der Stadt ein erst 1467 von dem nahen Beisheim hieher verlegtes Franciscanerkloster (s. u. bei Höfingen), dessen Räume nach seiner Aufhebung in den Jahren 1540-1551 den von Pfullingen vertriebenen Clarissinnen vorübergehend zum Aufenthalt dienten und hernach zum Spital verwendet wurden (s. oben).

Eine Kloster Adelberger Urkunde vom Jahr 1273, ohne Tag, nennt einen frater Wernherus commendator domus hospitalis in Lewenberg, und ähnlich zwei Kloster Salemer Urkunden vom 28. Februar und 6. Juli 1273, frater Wernherus commendator in Lewenberc.

Ein vielleicht mit diesem nicht im Zusammenhang stehendes Spital kaufte im Jahr 1477 von Kl. Hirschau den Niblungshof in Gebersheim (s. Gebersheim). Mit Erlaubniß Graf Eberhard’s im Bart wurde es 1480 erweitert und durch denselben Grafen den 3. October 1485 mit den Freiheiten des Uracher Spitals versehen. Herzog Christoph schenkte ihm 1552 das Franciscaner-Kloster und ließ solches für ihn einrichten.

Nördlich von Leonberg an der Glems lag der abgegangene Ort Dulcheshausen, dessen Name in der Tilgshäuslens-Mühle (s. Höfingen) sich erhalten hat. Um’s Jahr 1100 beschenkte Goswin von „Tullinshusen“ das Kloster Hirschau mit all seinen Besitzungen zu Wahlheim (cod. Hirs. ed. Stuttg. S. 35); noch am 16. November 1255 erscheint als Zeuge F. de Dulcheshousen, Sindelfinger Stiftsherr (Urk. bei Haug zur Sindelfinger Chronik S. 29). Am 7. Januar 1110 wurde die hiesige Kapelle (Capella Tulheshusen) von Bischof Gebhard von Constanz in die Ehre des heil. Erzengels Michael eingeweiht (Sindelf. Chronik). Heinrich von Hailfingen, seit 1275 Probst in Sindelfingen, schenkte seinem Stift das Patronatrecht über die Kirche Dulcheshausen und deren Tochter-Kapelle in Leonberg (ecclesia Dulcheshusen matrix ecclesia et capella in Lauwenberg que dictae matrici ecclesiae subjacet) mit allen Zehnten und sonstigen Besitzungen, wozu 1277, Juli 27, der Bischof von Speyer und 1309, April 27, Pabst Clemens V. ihre Bestätigung ertheilten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_103.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)