Seite:OALeonberg 114.png

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Futter kommt viel nach Stuttgart und Ludwigsburg zum Verkauf. An südlichen Abhängen wird auf geeigneten Mergelböden Weinbau nach der Bauart des Unterlandes getrieben, nur mit dem Unterschied, daß die Reben selten bezogen werden. Obgleich der aus Elblingen-, Gutedel-, Silvaner- und Trollinger-Trauben gewonnene Wein dem Unterländer nachsteht, so wird er doch beinahe um denselben Preis wie dieser meist in den Schwarzwald abgesetzt. Der Morgen liefert im Durchschnitt 4 Eimer; im Jahr 1846 wurde der Eimer zu 50 fl.; im Jahr 1849 zu 12–16 fl. verkauft. Die geringsten Preise eines Morgens Weinberg sind 50 fl., die höchsten 200 fl. Die nicht sehr ausgedehnte Obstzucht beschränkt sich auf Mostsorten und etwas Steinobst; das Obst geräth nicht gerne und wird im Ort selbst verbraucht. Christian Herrmann, welcher eine eigene Baumschule besitzt, gibt sich vorzugsweise mit der Obstzucht ab.

Die Gemeinde besitzt 1230 Morgen mittelmäßig bestockte Waldungen, aus welchen jährlich 150–200 Klafter und 10.000 St. Wellen gehauen werden. Hievon erhält jeder Bürger 1/4 Klafter und 25–30 St. Wellen; an den Gewässern werden Erlen und Weiden gezogen, auch besitzt die Gemeinde einen besondern Weidengarten, der ihr jährlich etwa 160 fl. einträgt.

Was die Viehzucht betrifft, so werden zwar viele Pferde gehalten, aber wenige im Ort selbst aufgezogen. Der Rindviehstand, welcher aus gewöhnlicher Landrace besteht, ist sehr gut und die Zucht wird durch 4 Farren, welche von der Gemeinde und den Widdumshofbesitzern gemeinschaftlich zu halten sind, gefördert; letztere verwenden viel auf die Viehzucht und haben deshalb schon häufig Prämien erhalten. Die Schafzucht ist nicht unbedeutend; etwa 900 Bastarde laufen auf der Markung und finden im Ort Überwinterung; der Weidenpacht und die Pförchnutzung tragen der Gemeinde etwa 1300 fl. jährlich ein. Schweine werden nur wenige gezogen, dagegen viele aufgekauft und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf gemästet.

An Gewerben befinden sich im Ort nur die gewöhnlichen Handwerker, von denen einige Schuster und Schneider auch nach Außen arbeiten. Einen besondern Erwerbszweig für ärmere Einwohner bildet der Gyps, der aus 3 Brüchen gewonnen und auf 14 Mühlen gemahlen wird; er kommt nicht nur in die ganze Umgegend, sondern häufig auch im benachbarten Baden zum Verkauf. Im Ort befinden sich 3 Schildwirthschaften, worunter 1 mit Bierbrauerei; eine weitere Brauerei besteht neben einer Speisewirthschaft.

An der Volksschule unterrichten 1 Lehrer, 1 Unterlehrer und 1 Lehrgehilfe; auch hat der Ort eine Industrieschule und einige Schulstiftungen, deren Zinse zu Anschaffung von Schulbüchern für arme Kinder verwendet

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_114.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)