Seite:OALeonberg 122.png

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Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein das Baden’sche Wappen abgebildet ist. Der viereckige monströse Thurm, dessen zwei unteren Stockwerke aus 6 Fuß dicken Mauern aufgeführt sind, während das dritte nur aus Holz besteht, ist nicht hoch und mit einem Zeltdach gedeckt; sein Eingang befindet sich 25 Fuß über der Erdfläche, was für seine frühere Bestimmung als Vertheidigungsthurm zeugt. Auf demselben hängen 2 Glocken, welche 1506 und 1511 gegossen wurden.

Der größtenteils ummauerte ziemlich unebene Begräbnißplatz umgibt die Kirche.

Das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, steht frei und angenehm im obern Theil des Orts an der Hauptstraße und befindet sich seines hohen Alters ungeachtet in gutem baulichen Zustande.

Das zunächst der Kirche stehende Schulhaus mit Lehrerwohnung ist klein und alt, daher die Gemeinde ein neues zu bauen beabsichtigt.

Das sehr zweckmäßig und schön eingerichtete Rathhaus wurde 1842 neu erbaut.

Außer diesen öffentlichen Gebäuden und einem Armenhaus befindet sich im Ort noch eine große herrschaftliche Scheuer mit Fruchtkasten, früher Kloster Hirschauischer Pfleghof.

Die körperlich kräftigen Einwohner sind im Allgemeinen etwas derb, übrigens sehr fleißig und kirchlich gesinnt. Ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen und ihre Erwerbsquellen sind hauptsächlich Feldbau und Viehzucht, neben einigem Handel mit Getreide, Holz und Pferden. Bemerkenswerth ist, daß die Bevölkerung sehr langsam zunimmt, indem es ziemlich viele kinderlose – oder doch mit wenig Kindern gesegnete Ehen gibt.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustande. Man baut im Dreifeldersystem die gewöhnlichen Cerealien, unter denen übrigens Einkorn und Hafer besser gedeihen, als Dinkel. In der gewöhnlich zum dritten Theil angeblümten Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter, Hanf und Flachs gepflanzt. Beim Ackerbau ist der Flandrische und Suppinger Pflug meist mit Pferden bespannt in Anwendung. Auf 1 Morgen Acker beträgt die Aussaat an Dinkel 8 Sri., an Einkorn 6 Sri., an Hafer 4 Sri, eingeheimst werden durchschnittlich 8 Schfl. Dinkel, 6 Schfl. Hafer und eben so viel Einkorn. Die höchsten Ackerpreise sind 400 fl., die mittleren 250 fl. und die geringsten 150 fl.

Die Wiesen sind zweimädig und können nur theilweise bewässert werden; sie ertragen im Durchschnitt 25 Centner Heu und 10 Centner Öhmd. Ihre Preise bewegen sich von 100–400 fl. per Morgen.

Die Obstzucht ist nicht bedeutend und befriedigt auch in günstigen Jahren kaum das eigene Bedürfniß. Außer den gewöhnlichen Mostsorten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_122.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)