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Leidende, welche in der reinen, balsamischen Waldluft Stärkung suchen, finden in gut eingerichteten Zimmern Unterkommen und Verpflegung. Eine vor mehreren Jahren hier errichtete Ziegenmolken-Anstalt ging bald wieder ein.

Durch die Vicinalstraße von Stuttgart nach Leonberg und durch die schnurgerade Allee nach Ludwigsburg ist die Solitude mit der Umgegend in Verkehr gesetzt.

Diese Ludwigsburger Allee wurde als Basis zur Vermessung des Landes gewählt und im Spätjahr 1820 unter der Leitung des Professors Bohnenberger mit größter Genauigkeit gemessen, indem als Anfang der Basis der Mittelpunkt des Schlosses Solitude und als Endpunkt derselben eine bei Ludwigsburg errichtete Pyramide angenommen wurde (s. württ. Jahrb. 1822, I. S. 72–86).

Achthundert Schritte westlich von der Solitude bestund ein Friedhof, welcher namentlich in den Jahren 1796 und 1813, in welchen die Solitude als Militärspital verwendet wurde, viele Leichen von fremden und einheimischen Kriegern aufnahm; solcher wird nun mit Wald cultivirt.

Über die angrenzenden Wildparks s. die O.A.Beschreibung von Stuttgart, Amt.


Hausen (an der Würm),
Gemeinde III. Kl. mit 346 Einw. a. Hausen, Pfarrd., 340 Einw., b. Frohnmühle, 6 Einw. – Ev. Pfarrei; die Frohnmühle ist nach Heimsheim eingepfarrt.

Das kleine 33/4 Stunden westlich von der Oberamtsstadt auf der Grenze gegen Baden gelegene, ziemlich unansehnliche Pfarrdorf ist an einen gegen das Würmthal auslaufenden Bergabhang angebaut; die Gebäude, welche mit wenigen Ausnahmen sich auf der linken Seite der Würm befinden, sind meist klein und die Ortsstraßen lassen noch Manches zu wünschen übrig. Trinkwasser liefert nur 1 Zugbrunnen, der noch überdieß zur großen Beschwerde der Gemeinde außerhalb des Orts sich befindet.

Die Würm, über die am Ort eine schöne, steinerne Brücke führt, tritt zuweilen aus und wird nicht nur dem unteren Theile des Dorfs gefährlich, sondern schadet häufig auch den Thalwiesen.

Am nordwestlichen Ende des Orts liegt auf einer Anhöhe, zu der steinerne Treppen führen, die Pfarrkirche, deren Unterhaltung der Stiftungspflege zusteht; das Langhaus derselben wurde 1739 neu erbaut, jedoch ohne Rücksicht auf die an Thurm und Chor noch sichtbare früh germanische Bauweise. Das unterste Stockwerk des an der Ostseite stehenden, massiven, viereckigen, jedoch nicht hohen Thurmes, bildet den Chor, dessen Schluß in der Form eines halben Sechsecks noch über die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_138.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)