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Im nordwestlichen Theile der Gemarkung, in der Nähe der Riemen-Mühle, tritt die oberste Schichte des bunten Sandsteins, der rothe Schieferletten, zu Tage und bildet dort einen fruchtbaren mit Sand gemengten Thonboden. Im Würm-Thale kommt Moor und Torf vor; auch wurde früher im Ried zwischen Merklingen und Weil d. St. ein Torfstich angelegt, aber wegen der geringen Mächtigkeit des nur 3–4′ tiefen Lagers und des geringen Brennstoffgehalts der Ausbeute bald wieder aufgegeben. Die Luft ist gesund, jedoch etwas rauh; Frühlingsfröste kommen nicht selten vor, dessen ungeachtet gedeihen auch zartere Gewächse, nur sind sie etwas später, als in anderen Gegenden. Schädliche Gewitter sind selten.

Die Landwirthschaft, welche im Dreifeldersystem betrieben wird, steht im Allgemeinen auf einer blühenden Stufe; landwirthschaftliche Verbesserungen an Ackergeräthen, wie an Düngerstätten u. s. w. sind allgemein aufgenommen worden, auch wird neben dem gewöhnlichen Stalldünger und Pferch, Gyps, Asche, Compost und besonders die Jauche fleißig benützt. Von den Getreidearten werden hauptsächlich Dinkel, Hafer und Gerste gebaut und in der stark benützten Brache zieht man besonders Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen und Hanf; letzterer wird überdieß noch in besonderen Ländern, jedoch meist nur für den eigenen Bedarf, gezogen. Außer dem Hanf pflanzt man von Handelsgewächsen ziemlich viel Reps, etwas Mohn und Hopfen. Auf den Morgen wird an Dinkel 6–7 Sri., an Hafer 4–6 Sri. und an Gerste 3 Sri. ausgesät, und im Durchschnitt 6–10 Schfl. Dinkel, 4–7 Schfl. Hafer und 4–6 Schfl. Gerste eingeheimst. Die Preise der Äcker bewegen sich von 5 fl. bis 800 fl. per Morgen, was die große Verschiedenheit der Güter hinlänglich beurkundet.

Früher hatte Merklingen auch etwas Weinbau; im Jahr 1816 wurde der letzte, 1 Morgen 3 Viertel große Weinberg, nachdem er von 1811 an keinen Ertrag mehr lieferte, vollends ausgereutet.

Der Wiesenbau wird in großer Ausdehnung betrieben; die Wiesen, denen zum Theil Wässerung zukommt, sind zweimädig, zuweilen dreimädig und liefern vieles und gutes Futter, mit Ausnahme einer kleinen Stelle, wo Moor und Torf vorkommt und das Futter etwas sauer wird. Der Morgen erträgt im Durchschnitt 25 Ctr. Heu und 12 Ctr. Öhmd; die Preise bewegen sich von 300 fl. bis 800 fl. per Morgen.

Die Obstzucht ist im Zunehmen begriffen; da die feineren Sorten nicht gedeihen, so wird auf die gewöhnlichen Kernobstsorten Rücksicht genommen. Baumschulen sind mehrere vorhanden.

Die Gemeinde besitzt 1050 Morgen Waldungen, welche theils aus Nadelhölzern, theils aus Laub- und Nadelhölzern gemischt und nur zum

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_197.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)