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werden viel auswärts zur Mastung gekauft und meist im Ort selbst verbraucht. Ziegen werden nur von Unbemittelten gehalten; Geflügel zieht man für den eigenen Bedarf, jedoch kommen Eier häufig nach Stuttgart zum Verkauf. Die Bienenzucht, auf die der Gemeinderath Gutbrod besonders viel Fleiß verwendet, ist im Zunehmen und wird in 50-60 Stöcken betrieben.

Außer den gewöhnlichen, nur den örtlichen Bedürfnissen dienenden Handwerkern, arbeitet ein im Ort angesessener Tuchmacher (Maute) auf 4 Stühlen, sowohl für den Ort als die Umgegend und namentlich auch für das Militär. Übrigens befinden sich im Ort 2 Handlungen, 2 Schildwirthschaften, 3 Speisewirthschaften und 4 Branntweinbrennereien. Muschelkalksteinbrüche sind einige auf der Markung vorhanden. Der jährliche Krämermarkt, welcher der bedeutendste der Umgegend ist, wird den 21. September abgehalten. Durch Vicinalstraßen nach Ditzingen, Markgröningen, Schöckingen, Hemmingen und auf die Stuttgart-Vaihinger Landstraße, ist dem Ort der Verkehr nach allen Richtungen erleichtert. Auf der Orts-Markung befinden sich 4 steinerne Brücken. Der Gemeinde- und Stiftungs-Haushalt ist gut beschaffen, namentlich findet eine Umlage von Gemeindeschaden nicht statt. s. Tab. III.

Das Patronats- und Nominationsrecht über die Pfarrei hat die Krone.

In grundherrlicher Beziehung wurde Münchingen im Jahr 1807 (s. Reg.-Bl. v. 1807, s. 21) von der königl. (Staats-) Finanzkammer an die königl. Hofdomänenkammer überwiesen, welche bisher auch den nun zur Ablösung angemeldeten großen und kleinen Zehenten zu beziehen hatte. Außerdem standen bisher der hiesigen Pfarrei und Meßnerei und der Gemeinde Schöckingen Zehentrechte aus der Markung zu, welche nun ebenfalls zur Ablösung kommen.

Die Glemsmühle ist auf der Orts-Markung, 3/4 Stunden westlich von Münchingen, in dem engen wiesenreichen Thale der Glems freundlich gelegen und enthält 1 Gerb- und 2 Mahlgänge. Über römische Alterthümer siehe den allgemeinen Theil.

Münchingen kam von den Grafen von Calw an die Pfalzgrafen von Tübingen, und zwar an den von Asperg genannten Zweig derselben. Am 3. März 1255 freite Graf Ulrich von Tübingen-Asperg einen hiesigen Hof. Als ein jüngerer Graf Ulrich von Asperg den 24. März 1308 seine Grafschaft an Württemberg verkaufte, behielt er sich Münchingen vor, weil dieses seiner Mutter gehörte, seine Söhne aber traten den Ort ebenfalls an Württemberg ab, welches schon 1336 die Oberherrlichkeit hier besaß.

Übrigens ist Münchingen der ursprüngliche Sitz eines noch blühenden, hiernach genannten Adelsgeschlechts, welchem außer dem Reste seines

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_214.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)