Seite:OAMünsingen031.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die zweyte (bey b) ist 8 – 10 Fuß breit, und 10 – 15 Fuß tief, und zieht sich, einem Kamin ähnlich, in die Höhe. Die Haupthöhle zieht sich nordwestwärts; das Tageslicht verschwindet, während das große Gewölbe der Vorhalle sich allmählich erniedrigt, und die Seitenwände sich zusammenziehen, so, daß die Vorhalle (bey c) unmerklich in einen Bogengang übergeht, dessen Länge bis D ungefähr 40 Schritt, die mittlere Breite 6 Schritt, und die Höhe abwechseln 8 – 12 Fuß beträgt. Bey C ist der Gang noch 12 Schritt breit und 15 Fuß hoch. Hier beginnen nun nach und nach Stalaktiten und Tropfsteinbildungen in den seltsamsten, bewunderungswürdigsten Gestalten sichtbar zu werden; so erblickt man z. B. bey d in einer Seitenkluft einen sitzenden lauernden Hund mit hohlen Augen, der wie Cerberus am Eingang in die Unterwelt Wache hält; rechts, bey e, bemerkt man eine Gruppe größerer und kleinerer Tropfsteinmassen, von länglichrunden Formen, die einem Haufen schlafender Thiere, eine darunter einem Bären ahnlich sind. An den Wänden rings umher bilden die Kalksinterungen Orgeln, Gallerien und Zierrathen, die mit denjenigen sehr viele Ähnlichkeiten haben, die man an gothischen Gebäuden findet. Verschiedene Beleuchtung bringt hier überall mit Hülfe der Einbildungskraft die abenteuerlichsten Gestalten hervor. Bey D zur Linken ist an der Wand eine Tropfsteinbildung, der die Phantasie leicht die Gestalt eines Greises mit langem weißem Barte, in betender Stellung leiht.

Bey D erweitert sich der Bogengang allmählich zu einem länglichen Gemache, das sich westwärts zieht, ungefähr 16 Schritt lang und 10 breit ist, und dessen Deckengewölbe sich ungefähr 20 – 25 Fuß vom Boden erhebt. Die Felsenwände sind mit nassem Kalksinter überzogen, und mit Kalkspathkrystallen besetzt, die im Scheine der Fackeln einen schimmernden Glanz von sich werfen; Tropfsteinformen der mannichfaltigsten Art zieren auch dieses Gemach.

Bey f kommt man an eine enge niedrige Pforte, welche durch die Felsenwand gebrochen zu seyn scheint, und

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen031.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)