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geklagt, und es ist nicht zu läugnen, daß manche bedeutende Absatzwege sich verschlossen haben: im Allgemeinen aber ist nach dem Urtheile Sachverständiger und nach den Resultaten der Ausfuhrregister die Abnahme doch weit nicht so bedeutend, als gemeiniglich darüber geklagt wird; der Hauptunterschied gegen die frühere Zeit besteht vielmehr darin, daß an der Waare ungleich weniger verdient wird, was man zum Theil der von der Regierung i. J. 1812 zugestandenen Freyheit des Garns- und Schnellerhandels zuschreibt, wodurch sich zwischen den Weber- und den Stoffsproducenten ein eigener Stand, der Stand der sogenannten Garn- und Schneller-Kauderer eingeschoben hat, durch deren Zwischenhandel der Verdienst schon weiter getheilt wird.

Wenn aber auch unser Leinwandhandel an Lebhaftigkeit und Umfang verloren hat, so ist der Grund davon wohl weniger in äußern Umständen, als in dem Zustande unserer Industrie und Betriebsamkeit selbst zu suchen, welche offenbar, von der Erzeugung des Stoffes und Gespinnstes an bis zur Ausrüstung der Waaren und vielleicht bis zum Aufsuchen neuer Absatzwege, hinter den Forderungen unserer Zeit zurückgeblieben ist. Es ist in unseren Tagen weniger die gute, als die ins Gesicht fallende Waare, was man sucht: aber gerade hierin steht unsere Würt. Leinwand gegen die des Auslandes zurück. Es fehlt ihr in dieser Hinsicht insbesondere auch an guten Bleichen, und will z. B. die Leinwandhandlung in Laichingen ein vollkommen schön gebleichtes Stück haben, so ist sie genöthigt, es im Auslande (gewöhnlich werden die Schweizer Bleichen benutzt) bleichen zu lassen. Aus diesem Grunde geht die Leinwand auch meist roh, oder gefärbt, als Cannefaß, außer Lands, und aus diesem Grunde, aus dem Vortheil, worin sich dadurch der ausländische Weber befindet, ist zum Theil auch die neuere Erscheinung des starken Garn- und Schneller-Aufkaufs für das Ausland, worüber unsere Weber nicht weniger, als über die Kauderer klagen, zu erklären. Zu den nachtheilig auf den Erwerbszweig wirkenden Umständen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen090.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)