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welche sie von den verschiedenen Burgen, die sie bewohnten, führten. Von dem Ende des 13ten Jahrhunderts an findet man die Gundelfinger häufig in Würt. Diensten. Im Jahr 1300 saß Conrad von G. als Landrichter des Grafen Eberhards zu Gericht zu Canstatt, ein Swigger von G. fiel i. J. 1377 im Treffen bey Reutlingen, und ein anderer gleiches Namens i. J. 1386 in der Schlacht bey Sempach, wohin ihn Graf Eberhard dem Herzog Leopold von Östreich zu Hilfe geschickt hatte. Ein Stephan von G. trug dem neuerwählten Herzog Eberhard im Bart zu Worms i. J. 1495 bey dessen feyerlichem Aufzuge die rothe Fahne, das Zeichen des Blutbanns, vor, und noch 1515 war ein Gundelfingen Obervogt in Urach.

Die in dem Umkreise der Stammburg gelegene Herrschaft Gundelfingen ging in 3 Haupttheile 1) die Fürstenbergische Herrschaft Gundelfingen (Hayingen und Neufra) 2) die Herrschaft Hohen-Gundelfingen, und 3) die Herrschaft Nieder-Gundelfingen.

In der Mitte des 16ten Jahrhunderts erlosch das Gundelfingische Geschlecht. Da Swigger von G. als der letzte seines Stammes sah, daß er kinderlos sterben werde, nahm er seine Verwandte, eine Fräulein von Bowart an Kindesstatt an, vermählte dieselbe mit dem 17jährigen Grafen Georg von Helfenstein i. J. 1536 auf dem Schlosse zu Neufra und vermachte ihm seine Güter. Als das Helfensteinische Haus i. J. 1627 ausstarb, kam das Gut auf Fürstenberg als Helfensteinischen Miterben. Aber da die Burg Hohengundelfingen mit den zunächst dazu gehörigen Gütern und Rechten schon i. J. 1300 von den Herrn von Gundelfingen an Östreich verkauft und nachher nur pfandweise wieder an dieselbe zurückgekommen war; so wurde die Pfandschaft jetzt, bey dem Übergang an Fürstenberg ausgelöst und von Östreich dem Insbruckischen Hofkanzler von Lindner überlassen. Indeß blieb Fürstenberg mit den Ämtern Hayingen und Neufra im Besitze sowohl des Titels eines Herrn der Herrschaft Gundelfingen, als auch der damit verbundenen reichsständischen Rechte.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen163.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)