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Der Keuper nimmt den weit größeren Theil des Bezirks ein und gehört streng genommen ganz der Strombergsgruppe an.

5. Das ältere Schwemmland (Diluvium) besteht vorzugsweise aus einem verschieden mächtigen Diluviallehm, der sich hauptsächlich über die Muschelkalk- und Lettenkohlenfläche, theilweise auch über die Keuperhöhen abgelagert, jedoch die Höhen des eigentlichen Strombergs nicht erreicht hat; am bedeutendsten verbreitet ist er in der Gegend um Knittlingen und Derdingen. Im Lehm kommen zuweilen die bekannten Kalkmergelknauer (Lößkindlein) vor, welche seine nahe Verwandtschaft mit dem Löß im Rheinthal beweisen; von Diluvialschnecken finden sich Succinea oblonga, Helix hispida var. Diluvii etc. Eine interessante Erscheinung sind die meist aus Buntsandstein bestehenden, zum Theil einige Centner schweren Gerölle, welche sich auf den Höhen unter dem Lehm abgelagert haben und wegen dieser Lehmbedeckung nur an einzelnen Stellen wahrgenommen werden können, wie z. B. auf der Höhe von Sengach, wo man in ziemlicher Verbreitung derartige Gerölle 400′ über dem Niveau der Enz trifft; sie sind entschiedene Zeugen einer großartigen Katastrophe, bei der die Hochfluthen Trümmergesteine aus dem Schwarzwald bis hieher brachten und ablagerten. In der Enzthalebene kommen diese älteren Gerölle seltener zu Tage, weil sie hier entweder von Diluviallehm oder von jüngeren Alluvionen überlagert sind.

6. Das jüngere Schwemmland (Alluvium) kommt am Fuß der Bergabhänge, hauptsächlich aber in den Thalebenen vor und hat sich daselbst als Lehm oder Thon, vorherrschend als Sand und Gerölle abgelagert; letztere bestehen in dem Enzthal aus Buntsandstein und Muschelkalk, in den übrigen Thälern aus den Sandsteinen der Keuperformation.

Torf, oder vielmehr Moorgrund erscheint nur bei Ötisheim und an einzelnen Stellen unterhalb Maulbronn.

Jüngerer, noch immer in der Bildung begriffener Süßwasserkalk (Tuffstein) findet sich 1/4 Stunde östlich von Sternenfels.

Werfen wir noch einen geologischen Blick auf die geognostischen Verhältnisse des Oberamtsbezirkes, so können uns die abnormen Erhebungen über die Meeresfläche der einzelnen Formationen und ihrer Schichtenglieder nicht entgehen; es erreicht nämlich die in unserem Bezirk älteste und daher normal unterste Gebirgsformation, der Buntsandstein im Hagenschieß bei Wurmberg eine Erhebung über die Meeresfläche von 1620′, während die weit jüngere Keuperformation, die normal viel höher liegen sollte, an ihrer höchsten Stelle (nämlich im diesseitigen Oberamtsbezirk) auf dem Stromberg östlich von Sternenfels sich nur 1366′ über das Meer erhebt. Der Buntsandstein wurde aber in dem Bohrloch bei Dürrmenz, das 827′ über dem Meere liegt, erst in einer Tiefe von 338′, folglich mit einer

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)