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d. Jagd und Fischerei.

In Folge des Jagdgesetzes vom 17. August 1849 ist die Jagd auch im diesseitigen Bezirk schnell heruntergekommen und, nachdem längst schon kein Schwarzwild mehr vorhanden war, nicht nur das Edel- und Dammwild verschwunden, sondern auch das Reh zur Seltenheit geworden. Erst durch die Gesetze vom 27. Oktober 1855 und 24. Februar 1857 konnte sich die Jagd wieder einigermaßen erholen, so daß sich gegenwärtig ein mäßiger Rehstand in den Waldungen eingebürgert hat. Von den Thieren der niederen Jagd findet sich in mäßiger Verbreitung der Hase, ferner der Fuchs, der Steinmarder, der Iltis, das große und kleine Wiesel; seltener der Dachs, der Edelmarder, die Wildkatze und der Fischotter; letzterer nicht selten bei Mühlacker. Von Federwild ist das Feldhuhn auf den meisten Feldmarkungen ziemlich häufig, ebenso die Wachtel, weniger der Wachtelkönig. Die Waldschnepfe erscheint regelmäßig auf ihren Wanderungen im Frühjahr und Spätjahr und nistet nur selten im Bezirk. An den Seen und Weihern im Bezirk stellt sich nicht selten die Stockente, Krickente und andere Entenarten, wie auch das Wasserhuhn und die Blaßente ein; als Seltenheit zeigt sich zuweilen der Polartaucher. Die Jagdfrohnen und Hundeaufstockungen sind längst abgelöst.

Die Fischerei ist nicht ohne Bedeutung und es wird namentlich auch in den vorhandenen Seen und Weihern künstliche Fischzucht zum Theil in namhafter Ausdehnung getrieben. Die an der Enz liegenden Orte Enzberg, Dürrmenz-Mühlacker und Lomersheim betreiben die Fischerei in der Enz auf Weißfische, Schuppfische, Barben, weniger Hechte und Aale, ziemlich schwunghaft; auf Lomersheimer Markung werden überdies in einem Altwasser noch Hechte gezogen. Das Fischrecht haben in Enzberg und Lomersheim Privaten, in Dürrmenz die Gemeinde. In den Seen und Weihern auf den Markungen Maulbronn, Derdingen, Gündelbach, Klein-Villars, Knittlingen, Lienzingen, Schmie und Zaisersweiher werden Hechte, Karpfen und Schleien gezogen. Das Fischrecht haben die betreffenden Gemeinden, welche es verleihen, mit Ausnahme in dem Roßweiher und dem tiefen See bei Maulbronn, wo es dem Staat, und in dem Aalküstensee, wo es dem Eigenthümer der Aalküstenmühle zusteht. In Sternenfels treibt der Schultheiß Merz künstliche Forellenzucht.

B. Kunst, Gewerbefleiß und Handel.

Anstalten, welche die Großindustrie repräsentiren, sind im Oberamtsbezirk keine; dagegen

1) Fabrikations-Anstalten.

Es besteht in Dürrmenz-Mühlacker eine Tabakfabrik, welche ca. 30 Arbeiter beschäftigt und die zugleich mit einer Dampfmaschine

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)