Seite:OAMaulbronn0180.jpg

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Handen zu nehmen. Geschehen ist das schwerlich, auch nur für kurze Zeit; denn jene zogen (im Juni) von Pforzheim aus über Heidelsheim nach der Pfalz, um bei Seckenheim Niederlage und Gefangenschaft zu finden. So blieb die Schirmvogtei des Klosters, das nun gerade den Höhepunkt seiner äußeren Blüthe erreichte, der Pfalz, um so mehr, als der jugendliche Regent des andern wirtembergischen Landestheils, Eberhard im Bart, mit seinem Oheim, dem Pfalzgrafen Friedrich, sich gut zu stellen wußte, wie er denn mit demselben 14. Nov. 1467 zu Maulbronn ein Bündniß auf 5 Jahre schloß. Auch mit dem Kloster pflegte er freundschaftliche Verbindung und im Parlatorium desselben ist noch sein Wappen nebst Palmbaum und der Inschrift: ich habs im Sinn, zu sehen. Friedrichs Nachfolger aber, Pfalzgraf Philipp, verwandelte das Kloster durch Basteien und Bollwerke in eine förmliche Festung (bis zum Jahr 1761 stand nach einer damals aufgenommenen Karte auf der Ostseite des Klosters, jenseits des Schafhofs ein Stück Mauer mit dem „Eselsthor“ und dem „Judenthurm“, woraus zu entnehmen, daß die Befestigung sehr umfassend war, s. o. die Ortsbeschreibung) und ließ sich darin durch wiederholte Abmahnungen des Kaisers, der ihm das Schirmrecht kündete und 8. Juni 1489 den Hauptleuten des schwäbischen Bundes befahl, das Kloster zu des Reiches Handen zu nehmen, auch 20. Oct. 1492 den Abt anwies, ihm keinen Gehorsam zu leisten und seine Basteien abzubrechen, nicht irre machen; er antwortete vielmehr mit der Errichtung eines hölzernen Bollwerks auf der den Zugang zum Kloster beherrschenden Höhe beim Steinbruch, welches den Namen Trutzbund erhielt, und versah den Platz mit Besatzung und Lebensmitteln. 1

So wurde Maulbronn ein Opfer, und zwar das erste, des neuen Reichskriegs, der sich 1504 gegen die Pfalz – um das bairische Erbe – entspann, und den der jugendliche Herzog Ulrich von Wirtemberg mit großer Macht im Frühjahr dieses Jahrs eröffnete. Bei seinem Anrücken entfloh der Abt mit den meisten Brüdern nach Speier. Der Herzog aber eroberte nach lebhaftem Widerstand am zweiten Tag den Trutzbund, wandte seine Geschütze gegen das Kloster, dessen Mauern und Thürme stark beschädigt wurden (auch die Kirche zeigt auf der Ost- und Südseite heute noch mehrfache Kugelspuren), bis die Besatzung am siebenten Tage (4. Juni) den Platz gegen freien Abzug übergab. (Ausführlich bei Heyd, Herz. Ulr. 1, 103 ff., zumeist nach dem Briefe eines Priors von Päris vom 21. Juni.) Die zurückgebliebenen Mönche und Laienbrüder wurden bis zum Ende des Kriegs ins Augustinerkloster nach Tübingen verwiesen und am 2. und 2. Juli zu Knittlingen dem Herzog das Kloster samt dem eroberten Gebiet (s. o. politischer Zustand des O.-A.) vertragsmäßig abgetreten, worauf am 1. August K. Maximilian ihm Schirmrecht

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)