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Klosters an die ehemalige Seidenfabrik auf dem Vergleichsweg durch Zahlung von 150 fl. erledigt.

Unserem Jahrhundert verdankt der Ort die Entstehung einer eigentlichen Gemeinde. 1809 wurden nach der Bekanntmachung vom 5.–7. April 42 Wohn- und Ökonomiegebäude, 291/2 Morgen Weinberg, 72 Morgen Gärten und Länder, 3101/4 Morgen Wiesen und Sümpfe, 7731/2 Morgen Äcker, 201/4 Morgen Weidefeld, 1681/8 Morgen Seen und Fischwasser, sowie Weiderechte für 7 bis 800 Schafe von den herrschaftlichen Gütern zur Anlegung einer Kolonie verkauft und 23. April 1838 dieselbe zu einer Gemeinde erhoben. (Vergl. Württemb. Jahrb. 1833, S. 268).

In kirchlicher Beziehung wurde Maulbronn von der Klosterschule aus besorgt, und es war bis 12. Sept. 1791 nur über Ostern und Weihnachten, seitdem beständig ein Vicar aufgestellt, bis es 22. Okt. 1842 einen ständigen Pfarrverweser erhielt und dem Dekanat Knittlingen zugetheilt wurde. Über die Gründung einer förmlichen Pfarrei schweben schon seit längerer Zeit Unterhandlungen.

Geboren sind hier 1683 Andr. Christof Zeller, gestorben als Abt in Anhausen 1743, Ludw. Rud. Seubert 18. Jan. 1733, Professor der Medicin in Tübingen 1758, Physikus in Ludwigsburg 1786, Christian Märklin 1807, Sohn des damaligen Professors Märklin in Maulbronn (s. D. F. Strauß).

Zu der Gemeinde gehören:

b. Der Eilfinger Hof, Staats-Domäne, hat 3/4 Stunden westlich von Maulbronn an der Landstraße nach Knittlingen eine schöne anmuthige Lage in dem freundlichen wiesenreichen Salzachthale, an dem hier einerseits der rebenbepflanzte Eilfinger Berg andererseits der freistehende waldreiche Aschberg majestätisch aufsteigen. Die Entfernung bis zur Eisenbahnstation Maulbronn beträgt 1/2 Stunde.

Der Hof besteht aus der alten und neuen Pächterwohnung und großartigen Ökonomiegebäuden; überdies befinden sich hier noch 4 Wohnhäuser, die Eigenthum von 6 selbständigen Weingärtnerfamilien sind. Das ansehnliche neue Pächterhaus, mit Thürmchen und Glocke auf dem First, ist von dem Pächter bewohnt, während das alte zu Wohnungen der Dienstboten dient. Das große alterthümliche Viehhaus trägt über dem Eingang die Jahrszahl 1597 und die Buchstaben F. H. Z. W. (Friedrich Herzog zu Württemberg.) Der ganze Gebäudecomplex schließt einen sehr ansehnlichen Hofraum ein und war früher mit Mauer und Graben umfriedigt; noch wird ein Theil der östlich anstoßenden Gärten „im Zwinger“ genannt. Auch eine Kapelle scheint hier gestanden zu sein, von der ein kleiner, westlich am Ort gelegener See den Namen Käpelessee trägt. Mit gutem Trinkwasser ist der Hof hinlänglich versehen; auch finden sich noch Reste eines ausgedehnten Bewässerungssystems aus der Klosterzeit.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)