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noch Vicinalstraßen nach Zaisersweiher und Mühlacker. Über die Schmie führen 2 steinerne Brücken, die Furthbrücke und die Jagbrücke, und 2 steinerne Stege, eine weitere steinerne Brücke und ein steinerner Steg, der sog. lange Steg, führen über den Scherbenthalbach. Ihre Unterhaltung ruht auf der Gemeinde.

Die Haupterwerbsquellen der fleißigen und geordneten Einwohner bestehen im Feld-, Wein- und Obstbau. Von den Gewerben werden nur die nöthigsten betrieben. Im Ort ist eine Ziegelei, die gute Geschäfte macht, und eine Viertelstunde unterhalb des Ortes eine mit einer Hanfreibe verbundene Mahlmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang. Dann bestehen drei Schildwirthschaften und eine Bierbrauerei, zwei Kaufläden und ein Kramladen.

Die Vermögensverhältnisse eines großen Theils der Einwohner sind günstiger als in vielen andern benachbarten Orten. Der Begütertste besitzt 80 Morgen Feld, 4 Landwirthe besitzen je 50 Morgen, der sog. Mittelmann hat etwa 20 Morgen, die ärmere Klasse etwa 3 Morgen. Acht Personen erhalten eine wöchentliche Unterstützung von je drei Gulden, ferner bekommen 20–30 Personen je einen sechspfündigen Laib Brod am Sonntag vor und am Sonntag nach Jakobi.

Die mittelgroße Markung, von der ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, bildet, so weit sie für den Feldbau benützt wird, ein flach hügeliges, von einigen unbedeutenden Thälchen durchzogenes Land und hat einen mittelfruchtbaren, vorherrschend aus sandigem Lehm bestehenden Boden; an manchen Stellen machen sich die schweren thonigen Zersetzungen des unteren Keupermergels geltend. Im Gemeindewald Wannenwald ist ein Werksteinbruch angelegt, der indessen meist nur Mauersteine liefert; zwei Lehmgruben und eine Mergelgrube sind vorhanden. Das Klima ist ziemlich mild und erlaubt noch den Anbau der Rebe; schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen öfters vor, dagegen ist Hagelschlag selten. Eine Wetterscheide bildet der Säuberg.

Die Landwirthschaft wird recht gut und umsichtig betrieben; man bedient sich neben dem Wendepflug hauptsächlich des Brabanterpflugs, auch andere verbesserte Ackergeräthe haben Eingang gefunden; eine Dreschmaschine ist im Ort.

Außer den gewöhnlichen Getreidearten baut man Kartoffeln, Futterkräuter, ziemlich viel Angersen, Ackerbohnen, Reps, etwas Mohn, viel Hanf, wenig Flachs, in neuerer Zeit auch Hopfen und etwas Tabak. Von den Felderzeugnissen, namentlich den Getreidefrüchten, kommen viele zum Verkauf nach außen.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert theils gutes, theils mittelmäßiges, mitunter saures Futter. Wässerung haben nur 4 Morgen. Weinbau wird nur auf 60 Morgen, die überdieß nicht alle im Ertrag

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0256.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)