Seite:OAMaulbronn0259.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Lomersheim,
Gemeinde III. Kl. mit 759 Einw., wor. 2 Kath. – Ev. Pfarrdorf, die Kath. sind nach Michaelsberg, O.-A. Brackenheim, eingepfarrt. 21/4 Stunden von Maulbronn gelegen.


Der freundliche ziemlich ansehnliche Ort liegt schmal und lang hingestreckt an dem steilen gegen Süden schauenden Abhange des wiesengrünen Enzthales und mußte wegen der nahe herandringenden Enz theilweise an jenem Abhang hinangebaut werden. Darüber zeigen sich noch die Trümmer der alten Burg Lomersheim, der sog. Rothenburg (s. hier. unten); von ihr ziehen sich auf zwei Seiten Reste von Mauern und Zwinger bis an die Enz herab und schließen mit ihr den mittleren Theil des Dorfs ein, das auf diese Weise in die Befestigung der Burg gezogen war. Gegen Westen und Osten führte je ein Thor in die Hauptstraße des befestigten Ortstheils. Der bergigen Lage sowie jener Befestigung wegen sind die Straßen Lomersheims enger gebaut als in anderen Orten der Umgegend, doch gut und reinlich gehalten; die Häuser zeigen starken und tüchtigen, mitunter geschnitzten Holzbau. Von der Burgruine herab genießt man eine schöne Aussicht.

Die schon ziemlich hoch am Abhang stehende, zum größeren Theil in spätgothischen Formen gehaltene Kirche hat gegen Osten einen Thurm, an dem eine dreiseitige mit Strebepfeilern besetzte Chornische heraustritt. Die Südseite des Thurmes schmückt ein hübsches Fenster mit Fischblasen-Maßwerk. Das Schiff der Kirche ward im Jahr 1780 erneuert, welche Zahl über dem Westeingange steht, und theilweise umgebaut; über seinem spätgothischen Südeingange liest man: Anno dmni. 1459. 28. mensis julij fcm. est. hoc. opus. pingrin. balthisar de horheym ad honorem dei. Im freundlichen flachgedeckten Innern sind an der Südseite zwei große steinerne Renaissancegrabmäler mit den Statuen der Verstorbenen angebracht, eines mit der Inschrift: Den 31. Januar Anno 1616 starb die Erbar und tugentsam fraw Dorothea deß erbar Wilhelm Grawens burgers und müllers alhie zu Lomersheim eheliche haußfraw. Das andere hat die Inschrift. Anno 16.. den tag .. Starb die Ehrn und tugentsam fraw Elisabetha deß erbar Tobias Dirnn gewesenen Schuldheiß allhie hindrlasne witib. u. s. w. In die Ostseite des Schiffes ist links vom Triumphbogen das Lamm Gottes, rechts ein gothisches Maßwerk eingemauert, beides ohne Zweifel aus der früheren Kirche stammend. Auf dem spitzbehelmten, vom dritten Geschoß an hölzernen Thurm hängen zwei Glocken; die größere gegossen von C. F. Blüher in Stuttgard 1777, die zweite trägt die Jahreszahl 1751, eine lange Inschrift mit dem Namen der Stifterin Susanna Sabina Stahlin, sowie den Vers:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0259.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)