Seite:OAMaulbronn0306.jpg

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Entfernung beinahe ringsum von Waldungen begrenzt werden. An den breiten reinlichen Straßen stehen ziemlich gedrängt die meist hübschen, theilweise mit geschnitztem Balkenwerk verzierten Bauernhäuser. Der nahe Aichelberg gewährt eine nicht eben große, doch sehr anmuthige Aussicht.

Die im westlichen Theile des Dorfes, auf dem alten noch ummauerten Friedhof stehende ziemlich unscheinbare Kirche hat flachbogige Fenster, und einen noch alten Thurm gegen Osten. Das Jahr ihrer Erbauung 1769 steht über den Thüren gegen Süden und Westen. Im flachgedeckten Inneren liegt (halb unter dem Altare) der beachtenswerthe Grabstein eines Geistlichen, geschmückt mit schönem eingeritztem Kelche; von der Inschrift ist noch zu lesen: Anno. dom. 1460. mense. julii. obiit. ... zeiszolfswilr sin äripin. In dem mit halbrundem Triumphbogen sich öffnenden Thurme steht die Orgel, von Schäfer in Heilbronn 1854 verfertigt. Auf dem vom dritten Geschoß an achteckig und von Holz aufgeführten Thurme hängen zwei reichverzierte Glocken, die eine mit der Inschrift: Gegossen von L. Neubert in Ludwigsburg. Anno 1834, die andere: Gegossen von A. Bachert in Kochendorf für die Gemeinde Zaisersweiher 1856. Die Unterhaltung der Kirche kommt der Heiligenpflege zu. Der neue Begräbnißplatz wurde 1800 außerhalb des Ortes angelegt.

Das ansehnliche guterhaltene Pfarrhaus mit großem Garten und hübschen Nebengebäuden stammt aus dem Jahre 1743 und ist vom Staat zu unterhalten. Schul- und Rathhaus sind in einem 1860 errichteten Gebäude vereinigt, das im untern Stock die Gelasse für den Gemeinderath, im obern zwei Lehrzimmer enthält. Der Schulmeister wohnt in einem besondern der Gemeinde gehörigen Hause. Die Wohnung des Revierförsters wurde in neuerer Zeit wesentlich restaurirt und befindet sich jetzt in gutem Zustande. Eine Kelter mit 3 Bäumen besteht.

Sehr gutes Trinkwasser liefern hinreichend 4 Ziehbrunnen; auch die Markung ist reich an Quellen, die meistens beim Ort entspringen, darunter der Heiligenbrunnen. Das am Ort nördlich vorbeifließende Bächlein ist nicht bedeutend. An der Straße nach Maulbronn kommen Hungerbrunnen vor. Zwei, je drei Morgen große Weiher sind vorhanden, der Schmietrinksee, 1/8 Stunde südwestlich, und der untere Reutsee, 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort; der obere Reutsee ist seit 1860 trocken gelegt; deßgleichen (schon 1790) der 22 Morgen große östlich vom Ort gelegene Thalsee.

Vicinalstraßen gehen nach Maulbronn, Diefenbach, Schützingen und Lienzingen.

Die Haupterwerbsmittel der fleißigen und geordneten Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau. Von Gewerbetreibenden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0306.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)