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Dagegen bildet das Erzeugniß an Wein und Obst den Haupterwerbszweig; es wirken deßhalb auch Mißjahre in diesen viel fühlbarer auf den Nahrungsstand als Fehlernten auf dem Acker. Der Umstand, daß der Wein- und Obst-Bau in mittleren Jahren auf einer kleinen Fläche eine Familie nothdürftig nährt, befördert den Kleinbesitz sehr, wirkt aber auch nachtheilig auf den eigentlichen Ackerbau ein, der häufig durch die Entziehung des Düngers leidet, den der Weinberg und die Obstbaumgüter fordern. Solche Verhältnisse sind zwar den Fortschritten im Betriebe des Ackerbaues weniger günstig, doch ist unverkennbar, wie die Beispiele des nahen Hohenheim und mancherlei Aufmunterungen und Belehrungen durch den im Jahr 1839 gegründeten landwirthschaftlichen Bezirksverein schon manche schöne Früchte getragen haben.

Im ganzen Bezirke ist die Stallfütterung eingeführt; selbst der Austrieb von Rindvieh auf die Wiesen im Herbst ist seit einiger Zeit abgeschafft. – Die Gülle wird in den meisten Orten angewendet, obgleich ihre Bereitung noch immer nicht in der Ausdehnung geschieht, als es die Straßenreinlichkeit und das gesteigerte Düngerbedürfniß wünschen ließen.[1] Doch thut sich in neuerer Zeit ein erhöhtes Interesse auch für diesen Zweig auf erfreuliche Weise kund. Außer dem gewöhnlichen Stalldünger, zu dem so viel Laub verwendet wird, als von den Waldungen und Obstpflanzungen gewonnen werden kann, ist kein Besserungsmittel allgemein im Gebrauche. Zwar macht in neuerer Zeit die Bereitung von Compost zur Düngung der Wiesen in manchen Orten erfreuliche Fortschritte, doch bleibt der Wirksamkeit des landwirthschaftlichen Bezirksvereins, welcher auf die Emporbringung dieses Zweigs vorzüglich hinwirkt, noch manches vorbehalten. Gyps wird für die Kleefelder häufig

  1. Der verstorbene Schultheiß Löw in Beuren hat zur Errichtung der 158 Mistjauchengruben, und der 208 Güllenlöcher in den Stallungen zu Beuren eifrig mitgewirkt. (Korrespondenz-Blatt des landwirthschaftlichen Vereins 1832 I. 58.)      M.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 058. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_058.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)