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der beiden ersteren durch Übergabe von Seiten des Herzogs Ulrich 1536. Die Baulast der St. Lorenz- und Kreuz-Kirche trägt der Hospital, die der Friedhofcapelle die Siechenpflege. Der Thurm zu St. Lorenz aber ist von dem Hospital und der Stadt zu erhalten.

Der Begräbnißplatz befand sich früher bei der Kreuzkirche. Da es aber schon vor 50 Jahren an Raum gebrach, so wurde 1796 für die Kinderleichen ein eigener Friedhof beim Siechenhaus 1/8 Stunde jenseits Neckars angelegt, 1830 aber der Kreuzkirchhof ganz verlassen und auf Kosten theils des Spitals, theils der Siechenpflege der Kinderfriedhof zu einem allgemeinen Begräbnißplatz sehr erweitert. Doch sind die Grabstätten der Kinder noch abgesondert.[1]

Auf der Nordseite der Hauptkirche stand das in den Jahren 1765–73 nach und nach abgetragene herrschaftliche Schloß, in welchem einige Wittwen württembergischer Regenten ihre letzten Tage verlebt hatten. Es war am Ende zu einer Ruine geworden, die man sammt dem Platz der Stadt käuflich überließ. Jetzt ist diese größtentheils überbaut.[2]

Die dem Staat gehörigen Schullehrerseminar-Gebäude an der nordöstlichen Ecke der Stadt, an der Stelle der abgebrannten Spitalgebäude 1750–54 für die Zwecke der Hospitalverwaltung schön und solid und in geräumigem Umfang aufgeführt, wurden im Herbst 1842 von Seiten des Stiftungsraths an den Staat unentgeldlich abgetreten und von letzterem für die gegenwärtige Bestimmung zweckmäßig eingerichtet. – Staatsgebäude sind noch ferner: das Oberamtsgericht (ehemalige Stadtschreiberei), die Oberamtei, beide zwischen dem Markt- und Kirch-Platz hoch und schön gelegen, das Dekanathaus auf dem Markt,

  1. Auf diesen Kinderkirchhof wurde nach letztwilliger Verfügung der 1820 in Denkendorf verstorbene Prälat Cleß begraben. Seine Grabstätte umfaßt eine einfache niedrige Mauer, für deren Erhaltung der Verstorbene der Siechenpflege 500 fl. (nebst den Zinsen aus 25 fl. für den jeweiligen Todtengräber) legirt hat. Der feste Kirchhof, welchen K. Rudolph 1286 einnahm, befand sich ohne Zweifel um die St. Lorenzkirche, wo man noch vor einigen Jahrzehnten Menschengebein ausgegraben hat.
  2. Nach dem Kellerei-Lagerbuch von 1526 gehörte zu dem neben der Kirche und der Stadtschule gelegenen Schlosse: der Marstall, das Kornhaus, der Thiergarten, das Falkenhaus, zwei Scheunen, ein Hundsstall und ein Hundshaus. Herzog Ulrich, der 1535 die Stadt befestigte, scheint auch das Schloß ausgebessert zu haben. Die „Veste“ Nürtingen wurde 1326 von Graf Ulrich von Württemberg dem Grafen Rudolph von Hohenberg zur Sicherheit eines Bündnisses eingeräumt.       M.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_114.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)