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gethan, und in Anschaffung neuer Bücher mehr Rücksicht auf gemeinnützige Zwecke genommen. – Auch ist noch ein hospitalisches Archiv vorhanden.

Wohlthätigkeits-Anstalten und Stiftungen. Die Mittel zu wohlthätigen Zwecken sind sehr ansehnlich und haben ihren Bestand theils dem frommen Sinn der Vorfahren, theils der klugen und thätigen Verwaltung der örtlichen Behörden zu verdanken. 1) Der Hospital ist die reichste unter den Anstalten dieser Art in Alt-Württemberg, unterscheidet sich aber von einigen andern dadurch, daß er nicht von einer ursprünglich geistlichen Stiftung ausging, sondern als reines Communal-Eigenthum von jeher die Natur eines weltlichen Corpus hatte.[1] Die Geschichte desselben wird im Wesentlichen hienach gegeben werden.

Eine Hauptverbindlichkeit des Hospitals ist, die Stadt in allen Ausgaben für Kirche und Schule zu vertreten. Er reicht sonach (außer dem oben erwähnten Besoldungsbeitrag an die Ortsgeistlichen) den Lehrern an sämmtlichen hiesigen Schulen, sowie den untern Kirchendienern ihre Gehalte theils in Geld, theils in Naturalien, und trägt den gesammten Aufwand für Cultus und Unterrichts-Requisiten, nebst der Baulast an beiden Kirchen und vier Schulgebäuden. Auch liegt ihm die Salarirung der Pfarrer in Neckarhausen, Ober-Ensingen, Plietzhausen und Sielmingen, sowie die Unterhaltung der Pfarrhäuser in den gedachten Orten (in Plietzhausen zur Hälfte) ob. Endlich reicht er städtischen Armen bedeutende Unterstützungen an Geld, indem die Naturalverpflegung schon seit 1670, auch die Frucht- und Wein-Verwaltung seit mehreren Jahren aufgehört hat. Man findet aber, daß der Hospital seit seiner Gründung (sowie schon das frühere Spendalmosen, s. hienach) auch die Armen der Amtsorte (des alten Nürtinger Amts) unterstützt, und zwar durch regelmäßige Reichungen („wochentliche Kastenhilf“), als auch durch außerordentliche Beiträge in bedrängten Zeiten. Erstere schien auf einer – wenn auch in ihrer Entstehung nicht mehr nachweisbaren und in der Folge widersprochenen – Verbindlichkeit beruht zu haben, letztere aber wurden immer ausdrücklich „um Gotteswillen“ gereicht und waren bisweilen sehr beträchtlich, so daß in den Jahren 1689 bis 1710 die der gesammten Amtscorporation (also die Stadt mitbegriffen) nach

  1. H. Günzler: Darstellung über die Entstehung des Nürtinger Spitals, Reutlingen 1819. 8. Eine erweiterte und berichtigende Umarbeitung dieser Schrift übergab der Verfasser handschriftlich dem stat. top. Bureau im J. 1822, welches einen Auszug hieraus in den Württ. Jahrb. von 1826, S. 311 ff. mittheilte.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_125.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)