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Eine Badanstalt mit dem Versuch künstlicher Mineralbäder ist seit einigen Jahren von einem Privaten eingerichtet.[1]

Vier Gemeinde-Backhäuser finden so fleißige Benutzung, daß man 1842 die erzielte Holzersparniß auf 300 Klafter Buchenholz schätzte.

Eine zur Stadt gehörige Parzelle ist der Reuthof, 1832 von einem Nürtinger Bürger hinausgebaut, über dem Schlierbach, unweit der Raidwanger und Neckarhauser Markungsgrenze. Nahe dabei ist das Reiher-Wäldchen, bekannt durch ein Echo, das sich hier befindet.

Der antiquarischen Merkwürdigkeiten der Stadt und der Gegend, der Römerstraße, der gefundenen Alterthümer etc. ist oben gedacht worden. – Die Erinnerung an K. Rudolf lebt noch in dem Feldgewand Rudolfshalde am Grienberg, rechts an der Straße nach Ober-Boihingen, wo dieser Kaiser ohne Zweifel sein Lager hatte, als er 1286 einen Angriff gegen Nürtingen richtete. Aufgrabungen, gelegentlich einer Straßenkorrektion, brachten hier Menschen- und Pferde-Knochen, Waffenstücke, eine eiserne Sturmhaube etc. zu Tag.

In dem Felddistrikt Roßdorf am Kirchertwald, zwischen dem Humpfenbach und der Steinach, scheint sich der Name eines abgegangenen Ortes erhalten zu haben. Wenigstens fand man ganz in der Nähe, auf dem sogenannten Neuhäuser, altes Gemäuer, Ziegeln etc. – Der nahe Tiefenbach, ein bis gegen Owen sich hinaufziehendes Wiesen- und Wald-Thal bewahrt ebenfalls einige Überreste aus der Vergangenheit. Hier, in einem abgeschiedenen Winkel des Bruderwaldes oder Mönchtobels, hart an der äußersten Spitze der Frickenhauser Markung, stand die Waldbruderklause (monasterium Franciscanum fratrum III ordinis) Michelhalden (Mochenhalden, Nürt. Kellerei-Lagerb. 1684), deren Stelle noch durch eine Vertiefung, der „alte Kern“ (Keller) genannt, kenntlich ist. Beim Ausgraben von Baumstöcken wurden Ziegel, Mauerstücke, altes Eisen, ein Beil etc. gefunden. Gegen Ende des 15ten Jahrhunderts wurde dem Paul Schreiber, Guardian des Barfüßer-Klosters in Tübingen, übergeben, „das Bruderhaus zu Frickenhausen im Wald, daß er es besetzen, visitiren und in seiner und seiner Nachfolger Schirm haben möge.“ Nach der Reformation

  1. Eine Neckarbadstube, auch Brunnenbad genannt, kommt schon in Urkunden des 15. Jahrh. vor; das massive, thurmähnliche Gebäude diente in der Folge zu einem Gefängniß und wurde vor einigen Jahren abgebrochen. Noch vor Kurzem fand man thönerne Teuchel, welche in dasselbe geführt hatten.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_129.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)