Seite:OANürtingen 133.png

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1154 Personen ein Opfer dieser Krankheit. Sehr schweres Brandunglück erlitt die Stadt im Jahr 1473, in welchem 60 Häuser abbrannten, im Jahr 1750 den 12/13. Dec., wo das von der Stadtschreiberei ausgehende Feuer 133 Gebäude in Asche legte, endlich im Jahr 1787 am 16. Sept., wobei 30 Häuser niederbrannten.

Nach der Nördlinger Schlacht (1634) war Nürtingen ein Schauplatz der wildesten Grausamkeit, welche durch die Kroaten verübt wurde; sogar auf der Kanzel der hiesigen Kirche, seinem Flüchtungsorte, wurde der Owener Pfarrer Wölflin erstochen; die Herzogin Ursula, Herzog Ludwigs Wittwe, wurde an den Haaren über die Leichname der im Schlosse ermordeten Personen herumgezogen, mit Flintenkolben hin- und hergestoßen und kaum noch durch den Obristlieutenant v. Grün aus den Händen der Wüthriche gerettet. In Asche gelegt wurden 49 Häuser und Scheunen. Am 5. Okt. 1634, bei einer Zählung, fand sich die Zahl der frühern 498 Bürger auf 149 heruntergeschmolzen.

Das schon erwähnte Nürtinger Schloß ist bekannt als Wittwensitz württembergischer Fürstinnen. Die Gräfin Henriette († 16. Febr. 1444), Wittwe Graf Eberhards IV., schloß im Jahr 1421 am 7. Dec. einen Vertrag, wonach sie einen Wittwensitz in Nürtingen haben, doch Bürger und Amtsangehörige bei ihren Privilegien lassen sollte; am 23. April 1423 erhielt sie neben den versprochenen 700 fl. noch 572 Hühner, 57 Gänse, 250 Käse, 560 Eier; im Jahr 1442, als sie mit ihren Söhnen Streit bekam, verriegelte sie sich im hiesigen Schlosse (Steinhofer 2, 710. 719. 728. 733. 841). Ihren Wittwensitz hatten auch allhier Elisabeth, Gemahlin Graf Eberhards d. J. (Herzogs II.), welche mit ihrer Morgengabe auf Nürtingen, Neuffen und Grötzingen versichert worden war. Noch bei Lebzeiten ihres Gatten, den 4. Dec. 1499, zog sie in diese Stadt und nahm die Huldigung ein; sie starb allda am 28. März 1524 als große Wohlthäterin von den Bürgern betrauert (Steinhofer 3, 119. 388. 799). Seit dem Jahr 1551 weilte gleichfalls hier Sabina, welche nach dem Tode ihres Gemahls, Herzog Ulrichs († 1550), von dem getrennt sie in Bayern gelebt, wieder nach Württemberg gezogen war, mit Religionsübungen und Werken der Wohlthätigkeit beschäftigt bis zu ihrem am 30. Aug. 1564 erfolgten Ableben (Heyd Ulrich 3, 570). Im Jahr 1589 am 20. Mai starb hier auf ihrem Wittwensitze Anna Maria, Wittwe Herzogs Christoph (Crusius Ann. pars. 3. S. 827, Sattler Topogr. 164). Im Jahr 1593 erhielt Ursula, Wittwe Herzogs Ludwig, allda ihren Sitz, wo sie bis zum Jahr 1634 sich aufhielt (Günzler Nürtinger Spital S. 4). Im Jahr 1635 behielt Susanna, Gemahlin

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_133.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)