Seite:OANürtingen 152.png

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abstürzt, während das Auge über den reizenden Vordergrund, welchen das Lenninger Thal nach seiner ganzen Ausdehnung bildet, ungehindert in die weitesten Fernen schweift. Die auf der Alp so häufige Erscheinung der Erdfälle findet sich auch hier; doch sind bis jetzt nur deren vier bekannt, sämmtlich von unbeträchtlichem Umfange. Eine unter der sogenannten Burg ins Gebirge sich weit hinziehende Felshöhle wird in der Volkssage genannt, ist aber in der Wirklichkeit noch nicht nachgewiesen worden.

Der Burrenhof, so genannt von dem Burren, einem großen, vor einigen Jahren eröffneten Grabhügel, ist ein im Jahr 1838 am Kreuzpunkt der Straße nach Urach und der von Neuffen nach Grabenstetten erbauter Bauernhof mit einer Wirthschaft.

Im Jahre 1359 versetzte Württemberg Güter in „Erkenbodeswiler“ an Berthold und Heinrich Schilling (Gab.); sonst waren namentlich auch die Herren von Baldeck allhier berechtigt und begütert.[1]

Mit Neuffen ist der Ort im Jahr 1301 von Württemberg erkauft worden.


8. Frickenhausen,

evangelisches Pfarrdorf, Gemeinde II. Cl. mit 1334 Einwohnern (darunter 6 Katholiken, Filialisten von Unter-Boihingen), 11/8 Stunde südlich von Nürtingen, an der Steinach und der Straße von Nürtingen nach Neuffen und auf die Alp.

Frickenhausen hat eine angenehme und freundliche Lage im Steinach- oder sogenannten Neuffener Thal, das sich hier gegen Nürtingen erweitert. Die Felder der verhältnißmäßig sehr beschränkten Markung liegen theils im Thal, theils an den flachen Hängen und auf den Höhen zu beiden Seiten, sind sehr parcellirt, aber um so fleißiger angebaut, und mit Reallasten nur unbedeutend belegt. Im Jahr 1844 hat die Gemeinde Gülten und Hellerzinse im Capitalbetrag von 3485 fl. abgelöst. Der Boden im Thal ist flachgründig mit kiesiger Unterlage; rechts und links wechseln Mergel mit Lehm und Thon. Der Fruchtbau ist übrigens ein sehr untergeordneter Nahrungszweig und bei weitem nicht zureichend. Viel wichtiger, ausgedehnter und an vorzüglichem Futter ergiebig ist der Wieswachs, dessen Ertrag zum Theil auch nach außen und an die Schafhalter verkauft wird. Die

  1. Das Lagerbuch von 1526 nennt den Ort „Eltzenbocksweiler.“ Die Verleihung der Caplanei und der große Zehnten stand Württemberg zu; das Dorf gehörte damals in’s Gericht Neuffen. Johann Schwenzlin von Hofen verkauft 1422 mehrere Gülten aus Gütern in Erkenbozweiler an die Präsenz zu Kirchheim u. T.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)