Seite:OANürtingen 188.png

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Universität, ist aber an die Staatsfinanzverwaltung übergegangen. Das Schulhaus wurde 1829 auf Gemeindekosten erweitert; es unterrichten ein Lehrer und ein Lehrgehülfe. Ferner bestehen eine Industrieschule mit zwei Lehrerinnen, eine Kleinkinderbewahranstalt und zwei Privatanstalten, in welchen Unterricht in den Elementen, Realien und Sprachen ertheilt wird. Öffentliche Gebäude sind noch: das Rathhaus mit einem kleinen Thürmchen, das Armenhaus, 1 Backhaus, 2 Waschhäuser, 1 Ökonomiegebäude etc. Das Stationsgefängniß ist 1821 auf Staatskosten eingerichtet worden. Zu den vorzüglichern Privathäusern gehören die Post mit Gasthof am obern Ende des Orts, und die Apotheke. Eine irdene Teuchelleitung versieht den Ort hinreichend mit gutem Quellwasser. Bisher führte am untern Ende des Orts eine hölzerne, der Gemeinde gehörige Brücke über den Neckar. Nunmehr aber hat die Gemeinde die Bau- und Unterhaltungs-Last gegen Verzicht auf das Brückengeld im Capitalbetrag von 10.000 fl. und gegen ein in zehnjährigen unverzinslichen Zielern zu bezahlendes Capital von 17.316 fl. abgelöst. Dagegen ist eine neue, auf Staatskosten erbaute, ganz steinerne Brücke, etwas oberhalb der alten, im Sommer 1844 begonnen und 1847 vollendet worden, welche eine Zierde des ganzen Neckarthals ist. Der Kostenüberschlag beträgt 132.000 fl.

Ein Hügel über dem südwestlichen Ende des Orts, über welchen die Straße nach Tübingen führt, trägt den Namen des Burgstalls. Es ist dieß einer der Standpunkte, an welchen die Umgebung Neckar-Thailfingens reich ist, von wo sich das Gesammtbild der Gegend ebenso anmuthig als großartig darstellt. Von der Burg ist längst keine Spur mehr vorhanden. Ums Jahr 1427 muß sie noch gestanden haben, s. hienach. Ihre Stelle ist jetzt bewaldet. – Spuren alter Wohnstätten finden sich hie und da auf der Höhe zwischen Neckar-Thailfingen und Aich, daher die Volkssage will, daß der Ort ursprünglich dort gestanden habe. Von dem Heerweg oder der Hochstraße, welche die diesseitige Markung gegen Grötzingen abgrenzt, s. oben bei Grötzingen und Neckarhausen.

Ums J. 1090, als Tageluingen, kommt der Ort vor aus der Veranlassung, daß die Grafen Liutolt und sein Bruder Cuno von Achalm an Kloster Hirschau einen Antheil an der Kirche und ansehnliche Güter, dergleichen bis in seine spätesten Zeiten dieses Klosters allhier besaß, vergabten (Ortlieb bei Hess 170, Cod. Hirs. 94). An die Universität Tübingen kam die Kirche mit andern Gütern des Stifts Sindelfingen, welchem letztern sein Propst Heinrich Degen († 1457) solche erworben hatte (Sattler Topogr.

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_188.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)