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328. Cleß. C. 297). An Württemberg kam der Ort mit Nürtingen.

Auf der Ecke zwischen dem Authmuth- und Neckar-Thal erhob sich einst die Burg Liebenau. Auch diese ist längst verschwunden; aber ihre Stelle ist schon aus der Ferne kenntlich an einem Schopf jungen üppigen Eichengehölzes, von welchem sie überwachsen ist. Wall und Graben sind deutlich zu erkennen; vor etwa 50 Jahren sollen noch Kelleröffnungen sichtbar gewesen seyn. Von der Burg herab rinnt ein nie versiegender Brunnen vortrefflichen Wassers. Liebenau war das Stammhaus eines eigenen Geschlechts, das seinen Namen davon trug, und wovon einige Glieder ihre Denksteine in der Ortskirche haben (s. hienach). Milites de Liebenowe sind im J. 1270, Febr. 2., Zeugen in einer Urk. Heinrichs von Neuffen, Conradus de Liebenowe nobilis erscheint in einer Archivalurk. von 1294, Mai 14.; Benz von Liebenau kommt 1331, Febr. 25., als Zeuge vor. Im J. 1349 war die Burg bereits an die spätische Familie übergegangen gewesen; damals verkauften Utz und Heinz Spät ihre Burg Liebenau mit Zugehör an Benz von Aldingen und 1368 Berthold von Aldingen dieselbe an Hans und Fritz Schanbach für 800 Pfd., Hans von Schanbach aber 1392 an Kl. Denkendorf die „Liebenauer Güter und Gefälle, d. i. Tagwerk, Wiesen, Landgarbe, Zinsen, Gülten und andere Gefälle“ (Schmidlin Beitr. 2, 36. 70).

Ob der Name Lichtenau, welchen in den Lagerbüchern ein Distrikt gleich am Ort, rechts von dem Fahrweg nach Grötzingen führt, ebenfalls einer Burg oder einem abgegangenen Ort angehörte, haben wir nicht zu ermitteln vermocht.

Über das Kirchengeschichtliche s. auch Grötzingen. Herr Ludwig von Bernhausen wird 1319 Kirchherr von Taluingen genannt; 1385 heißt es, in den Kirchensatz von Thailfingen gehören Thailfingen, Grötzingen, Schlaitdorf und Altdorf; er war damals schon im Besitz der Kayb. Berthold Kayb und Else von Dürrmenz, seine Hausfrau, übergeben 1428 denselben dem Stifte Sindelfingen; sofort gestattet auch der Abt von Reichenau, daß Berthold den von Reichenau zu Lehen getragenen Zehnten dem Stifte übergebe, doch daß dieses dafür jährlich 1 Pfd. Pfeffer entrichte. In dem Dorfe selbst waren, nach einem Bericht von 1535, in ältern Zeiten viele Edelleute gesessen; ein Burgstall fand sich aber nicht mehr. Conrad von Winberch, ein Freier, tritt 1301 sein Recht an die Bissinger Hube an Adelheid, Wittwe Bertholds von Schloßberg, ab. Berthold Kayb, Edelknecht zu Neckar-Thailfingen gesessen, kommt 1427 vor. Das Kloster Hirschau hatte hier eine eigene Pflege oder Verwaltung, auch noch nach der Reformation.

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)