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verpachtete Schafweide erträgt 150 fl. Die Obstzucht ist gering, wohl die geringste im Oberamt, wie denn überhaupt für die Cultur hier noch Manches zu thun ist. Noch immer ist, wenn auch bei Weitem nicht mehr in dem Grade wie früher, der Schaden fühlbar, den das Gewild, dessen der nahe Schönbuch aller Arten beherbergt, von Zeit zu Zeit in Feldern und Gärten anrichtet.

Eine Naturgabe ist in Hafner-Neuhausen, wie der Ort im Munde des Volks gewöhnlich heißt, immer fleißig ausgebeutet worden. Es findet sich nämlich in dem nahegelegenen Wald Hochberg in reichlicher Menge eine gute Töpfererde sowohl weiße zu Kochgeschirren aller Art, als rothe zu Schüsseln, Milchtöpfen, Krügen etc. Diese Erdgrube ist nun Gemeindeeigenthum. Ihr Areal von 86 Mrg. ist unter den 400 Mrg. Gemeindewald begriffen. Schon Herzog Ulrich soll zur Benutzung derselben aufgemuntert haben, indem er eine Anzahl Hafnermeister aus Franken, angeblich die Stammväter der heutigen Hafner in Neuenhaus, hieher zog und mit mehreren Privilegien, namentlich dem freien Holzbezug aus dem Schönbuch versah, eine Vergünstigung, die in der Folge sehr beschränkt worden sey. Für das Thongraben hatte jeder Meister jährlich 100 Stück Eier, seit 1819 aber 40 kr. zu entrichten. Diese Industrie – freilich zu keiner Zeit sehr einträglich – hob sich zu einem bedeutenden Umfang, indem die Waaren auf den Märkten in der Nähe und Ferne und außerdem durch freies Hausiren in allen den Orten, wo keine Hafner ansäßig sind, abgesetzt wurden. Ums Jahr 1790 zählte man 40 Meister, gegenwärtig sind es deren 78 (unter 120–130 Bürgern). Ob sich ihre gedrückte Lage durch das 1847 ihnen wieder allgemein eingeräumte, seit 1820 nur auf die ältern Meister beschränkt gewesene Recht zum Hausirhandel bessern wird, ist von der Zukunft zu erwarten. Das Geschirr wird in zwei großen, Privaten gehörigen, Öfen gegen eine Abgabe von 12 kr. an den Inhaber gebrannt. Früher bestanden drei solcher Brennöfen. Ein fleißiger Meister kann des Jahrs 5–6, mit Beihülfe anderer Personen auch 8 Brände zu Stande bringen, deren jeder aus 12–1600 Stücken besteht und über Abzug des Aufwandes für Holz, Erfordernisse zur Glasur, Vertriebkosten etc. 15–20 fl. reinen Erlös gewähren kann. – Im Staatswald befindet sich ein guter Mühlsteinbruch und in der Aich trefflicher Bausand, der von auswärts geholt wird. Der Süßwasserkalk in einigen Brunnenklingen ist nicht Gegenstand der Benutzung.

Die Einwohner, deren Zahl seit 50 Jahren sich verdoppelt hat, haben in Folge ihres Gewerbs und Verkehrs mit auswärtigen Orten das Ländliche ihrer Nachbarn in Tracht und Manieren mehr

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)