Seite:OANürtingen 209.png

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der Geistlichen erspart, jedoch muß die Hospitalpflege noch alljährlich 180 fl. sogenanntes Corpusgeld zur Besoldung der Geistlichen an das Cameralamt Neuffen bezahlen; die Gebäude, die auf dem Berge zwischen dem Kloster und dem Hofe stehende Kirche nebst dem Kloster ließ Herzog Ulrich im Jahr 1538 abbrechen und das Material zu dem herrschaftlichen Bauwesen in Kirchheim verwenden.

23. Ober-Ensingen,

evangelisches Pfarrdorf, Gemeinde III. Cl. mit 829 Einwohnern (darunter 1 katholischer), 1/2 Stunde nordöstlich von Nürtingen an der Aich und an der Straße von Nürtingen nach Stuttgart und Eßlingen, Sitz eines Revierförsters. Ober-Ensingen hat eine ziemlich milde, aber durch die Überschwemmungen der Aich sehr gefährdete Lage. Die Felder, deren verhältnißmäßig wenige sind, liegen zerstreut und zum Theil sehr uneben; der Boden ist bisweilen leicht und sandig, meistens aber schwer mit vorschlagendem Lehm. Brodfrüchte werden nicht zureichend erzeugt; von sonstigen Boden-Erträgnissen sind Gespinnstpflanzen, besonders Hanf, und neuerlich auch Rauhkarden zu nennen. Der Wieswachs ist vergleichungsweise wichtiger und von besonderer Güte. Ackerpreise 200–600 fl. Wiesenpreise 300–500 fl. Der Weinbau hat hier eine Dauer von kaum 100 Jahren erreicht und nie eine namhafte Ausdehnung gewonnen. Durch den Abraum und Schutt, der aus den Steinbrüchen seit Jahrhunderten weggeschafft und aufgethürmt wurde, waren nach und nach die (schon auf der Karte sichtbaren) Grubberge entstanden, die man um 1750 anfing mit Reben zu bepflanzen. Da aber die Erfolge selten günstig waren, so zog man es neuerlich vor, die Weinberge mit ganz unbedeutenden Ausnahmen zum Kleebau und zur Obstzucht zu benützen. Letztere erweitert und verbessert sich sehr. Pferde werden etwas mehr als in den meisten Nachbarorten gehalten und zur Feldarbeit verwendet. Der Rindviehstand ist nach Haltung und Zucht dem mittelmäßigen beizuzählen. Die Schafzucht war früher weit beträchtlicher als jetzt; sie erträgt 175 fl. Pacht in die Communkasse. Geflügel wird viel gehalten.

Historische Erwähnung verdient der hiesige Seidenbau (s. o. S. 81). Wichtig waren schon in älteren Zeiten und sind noch immer die berühmten hiesigen Werk- und Mühl-Steinbrüche (s. S. 54). Gegenwärtig sind deren fünf im Bau. Es bricht weiter oben an den Thalwandungen ein feiner Sandstein, der zu Quadern dient, auch bisweilen zu Wetzsteinen verarbeitet wird. Der tiefer liegende

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_209.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)