Seite:OARottweil0005.jpg

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fruchtbares Flachland über, das sich in lang gestreckten Flachrücken, zwischen wasserlosen, nur mäßig eingeschnittenen, meist geraden Thälchen, Rinnen und Mulden bis an das Neckar-Thal hinzieht, dieses von Bühlingen an überschreitet, und auch auf der rechten Seite des Neckar-Thales anfänglich als ein schmales, gegen unten (nordwärts) etwas breiter werdendes Band hinzieht. Auf der linken Seite des Neckar-Thales läuft diesem entlang das Lettenkohlen- und Lehmland in einem 1/4–1 Stunde breiten Streifen. 1

Nachdem wir nun die vier Terraincharaktere der Muschelkalkformation dargestellt haben, soll nur noch der beiden, diese Formation durchbrechenden Hauptthäler des Neckars und der Eschach gedacht werden. Das Neckar-Thal, welches den Oberamtsbezirk in zwei beinahe gleich große Theile scheidet, ist anfänglich, so lange es noch auf der Grenze zwischen der Lettenkohlengruppe und dem Lehm hinzieht, ein weites Wiesenthal, an das sich auf der linken Seite flache Ackergelände, auf der rechten bewaldete Keuperhöhen anlehnen; erst nachdem es eine Stunde südwestlich von Deißlingen in den Hauptmuschelkalk einbricht, ändert es seinen bisherigen Charakter. Das Thal wird plötzlich gekrümmt, sehr enge und erhält auf beiden Seiten schroff ansteigende, theilweise felsige, jedoch nicht sehr hohe Gehänge, die sich aber gegen Deißlingen, wo es wieder die Grenze zwischen der Lettenkohle und dem Keuper erreicht, verlieren und verflachen. In der Nähe von Bühlingen greift nun das Neckar-Thal ganz in die Lettenkohlengruppe ein und erhält nur unbedeutende, aber etwas steile Gehänge, bleibt übrigens, wie bisher, mit Ausnahme der Partie oberhalb Deißlingen, immer noch ziemlich gerade gestreckt, bis es in der Nähe von Rottweil, wo es, in den Hauptmuschelkalk einbrechend, den dieser Formation eigenthümlichen Thalcharakter annimmt und diesen bis zu seinem Austritt aus dem Bezirk beibehält. Das Thal wendet sich nun in großen haftenförmigen Bögen zwischen den steilen, theilweise felsigen, meist bewaldeten Gehängen durch den starren Muschelkalk. Den ersten, wirklich graziösen Bogen beschreibt es um den beinahe freistehenden Vorhügel, auf dem einst die Rottweiler Vorstadt „Au“ stand, und umschließt diesen mit einer amphitheatralischen Steilwand; hier ist es den Urfluthen des Flusses nicht gelungen, den schmalen felsigen Sattel, der den Vorhügel mit dem übrigen Terrain noch verbindet, zu durchbrechen und den Hügel ganz frei zu stellen. Was hier die Fluthen versuchten, haben sie weiter thalabwärts einigemal zu Stande gebracht, wie an den zwei freistehenden Hügeln bei der Neckarburg; hier sieht man deutlich, wie die Fluthen gekämpft und die beiden inselartigen Hügel umwogt haben, bis sie den Durchbruch unterhalb derselben errangen. Auch der freistehende Hügel

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)