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Rottweilia kniet vor einem Altar, worauf ein Krucifix; ganz oben die hl. Dreifaltigkeit; unten liest man, daß König Wilhelm diese Glasgemälde gestiftet habe im Jahr 1841, ferner: „Erfunden von Carl Heideloff.“ In den übrigen zwei Chorfenstern (gegen Süden) befinden sich in den Maßwerksfüllungen noch Reste von altgothischen Glasmalereien. Auch das in der Westfaçade der Kirche hinter der Orgel angebrachte gothische Fenster enthält eine moderne Glasmalerei, die hl. Cäcilia. Der schöne neue Hochaltar ist durchaus vergoldet, nur der darauf stehende große und großartige, tiefergreifend behandelte Krucifixus stammt aus spätgothischer Zeit. Der frühere Hochaltar war kolossal, im Renaissancestil, und besaß ein großes Ölgemälde, Christus am Kreuz, von Maler Christoph Kraft. Derselbe erhielt nach einem Rathsbescheid vom 16. Januar 1659 dafür 250 fl., samt Nachlaß einer Kapitalschuld von 30 fl., und der verfallenen dreijährigen Zinsen. Hinter dem Hochaltare zieht sich eine Reihe von schönen frühgothischen steinernen Wandnischen hin, zum Theil tüchtige neuere Ölgemälde, Darstellungen aus der Leidensgeschichte, enthaltend; das beste darunter, die Geißelung Christi, ist auf Holz gemalt und hat die Unterschrift: Melchior Drescher 1620. Elisabeta Dreüerin Sein Ehliche Hausfraw. gnad Ier gott. Amen. Dabei die Wäppchen beider Stifter. An der Nordseite des Chors, links vom Hochaltar, erblickt man sodann ein sehr schönes gothisches, von Fialen umfaßtes Sakramenthaus von Stein, mit einem herrlichen Adler im geschweiften Spitzbogenfeld und mit reichem, vergoldetem Schmiedeisengitter. An der gegenüberliegenden Südwand halten zwei al fresco gemalte, gothische Engel ein Teppichmuster. An derselben Wand hängt oben ein schönes altdeutsches Gemälde auf Goldgrund, Christi Geburt. Auch das stark erneuerte (spätgothische) Chorgestühl ist noch erhalten, und geschmückt mit schönem immer wechselndem Laubwerk und mit Apostelfiguren an den Seitenlehnen.

In den einzelnen Kapellen befinden sich folgende Kunstwerke.

Auf der Nordseite:

Erste Kapelle, der segnende Christus mit der Weltkugel, tüchtige Holzskulptur im Renaissancestil.

Zweite Kapelle, ein Altar mit einem großen und schönen antikisirenden Ölbilde: der hl. Valentin, der Kinder segnet: unten liest man Victor Heideloff pinx. 1792.

Die dritte Kapelle enthält einen modern gothischen Altar mit der Krönung Mariä, gestiftet von der Heiligkreuzbruderschaft in Rottweil 1865. Im Schlußstein der Kapelle sieht man das Wappen H. Wegelins, s. o. S. 180.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)