Seite:OARottweil0184.jpg

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Steinmetzen und der Jahreszahl 1562; sein auch verzierter hölzerner Deckel trägt die Jahreszahl 1561 und ebenfalls ein Meisterzeichen. Im Schlußstein dieser Kapelle der triumphirende Christus.

Die südlich an den ursprünglich hier freistehenden Chor gebaute geräumige Kapelle, oder die Endigung des südlichen Seitenschiffes, wird jetzt durch einen hölzernen Boden in zwei Geschosse getheilt, dient unten als zweite Sakristei und besitzt manches bemerkenswerthe: an der Ostwand einen steinernen Altartisch mit sehr schönem hölzernem Rococoaltärchen, daran ein sehr tüchtiges Krucifix. An der Südwand ein noch bemaltes Grabmal des Johann Conrad Hettinger, Consuls und Assessors des Kaiserl. Hofgerichts, † 14. Juli 1572, alt 63 Jahre, ihm gesetzt von seiner Gemahlin Anna Möckerin. Darunter in trefflicher Renaissance ein reichverziertes steinernes Wasserbecken zum Hände-waschen. Ein herrliches gothisches Pförtchen, im Bogenfeld mit Maßwerk ausgegliedert, führt von der Kapelle in den Chor; es ging ursprünglich ins Freie.

Aber die Reihe der Kunstwerke ist noch nicht erschöpft: links vom Triumphbogen erhebt sich die ganz vergoldete Kanzel, mit wagrechtem reichgeschmücktem Zugang und im spätesten gothischen Stil; sie und der Zugang werden von prächtigen Laubgeschlingen und vielen Heiligen auf Konsolen umgeben. Den Kanzelstock bildet ein Löwe, der in den Vordertatzen eine Kugel hält; auch der Schalldeckel ist in schönen schlanken gothischen Formen gehalten. Ferner links von der Kanzel an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes ist ein prachtvoller, großer Altar, aus früherer gothischer Zeit als die übrigen, aufgestellt, mit den halblebensgroßen Statuen der zwölf Apostel, mit St. Adalbert, St. Lorenz, in der Mitte Christus und Maria; ihm entspricht an der Ostwand des südlichen Seitenschiffes ein großer spätgothischer Altar mit guten oberdeutschen Gemälden: die Anstrahlung und der Tod des. hl. Franziskus, in der Mitte in Holz geschnitzt Madonna im Strahlenkranz. In der Nähe ein sehr ansprechendes gothisches Gemälde: acht Engel, die zwei vordersten halten knieend eine Monstranz. Endlich sind die Seitenlehnen der Kirchenbänke in hübschem und reichem Rococostil geschnitzt und zum Theil mit Laubwerk und Familienwappen, zum Theil mit humoristischen figürlichen Scenen bedeckt. Ein ähnlich prächtiges Pförtchen, wie an der Südseite des Chors, führt nördlich in die von zwei starken Rippenkreuzgewölben überspannte Sakristei, eben so alt wie der Chor und von derselben ausgezeichneten Durchführung; sie besitzt einen schönen Renaissance-Schrank mit drei korinthischen Säulen und vier eingelegten Apostelfiguren, dabei die Namen: St. Matheus, St. Simon, St. Tadei, St. Mathias; über dem Schrank

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)