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Kirche von der Altstädter und Heiligkreuzkirche und trat in seinem und aller österreichischen Herzoge Namen alle Gefälle, Opfer und Gerechtsame der Kirche an den Rath zu Rottweil ab; doch sollten in ihr weder Begräbnisse gehalten, noch die h. Sakramente verwaltet werden dürfen. Diesen Bestimmungen ertheilten Bischof Marquard zu Constanz den 22. Nov. 1400 und P. Bonifazius IX. den 18. Febr. 1401 ihre Bestätigung.

Zur Bereicherung des Fonds dieser Kirche dienten einmal die Ablässe für die Besucher derselben: solche ertheilten z. B. Bischof Rudolf von Constanz den 2. Juli 1333 auf 40 Tage, Bischof Hermann von Constanz den 15. Febr. 1470 auf 140 Tage; sodann sehr viele Jahrestage, mit denen z. Th. eine Austheilung von Almosen an Brod oder Geld verbunden war: solche stifteten z. B. im J. 1354 Mechthilde Stainmerin, im J. 1375 Eglolf von Falkenstein und seine Gemahlin Adelhaid geb. von Landenberg, in den J. 1387 und 1390 Ida von Tockenburg, Gem. des Grafen Rudolf III. von Hohenberg (mit Gülten zu Schörzingen, Deilingen, Delkofen, Goßheim und Denkingen – Schmid Mon. Hohenb. 738. Glatz Regg. 52), im J. 1502 die Öbstlerzunft, welche bei ihrer Auflösung ihr ganzes Zunfteigenthum an die Kirche abtrat u. s. w., endlich eine Reihe sonstiger Stiftungen. Auf diese Weise gelangte die Kirche zu einem beträchtlichen Besitzstand, sie hatte an mehr als einem Dutzend von Orten ganze Hofgüter, sodann Zehenten, Waldungen, Geld- und Natural-Gülten u. s. w., das Vermögen verwaltete ein vom Magistrat aufgestellter Schaffner, dem ein Amtsobermeister und ein Zunftmeister beigegeben waren.

In dieser Kirche waren früher zur Zeit ihrer Blüthe 9 Altäre, davon 8 mit Kaplaneien: 1) der Altar des Marianischen Gnadenbildes, wohl der älteste in der Kirche, ohne daß jedoch die Zeit seiner Errichtung sich angeben ließe. Die Priester, welche auf diesem Altare den Gottesdienst verrichteten, wurden aus dem fallenden Opfer erhalten. Da dieses aber mit der Zeit versiegte, zogen die Geistlichen nach der Gründung der Kaplaneien diese Stellen ihrer bisherigen prekären Lage vor, und so blieb am Ende der Gnadenaltar ohne Kaplanei, weil kein eigener Fonds zur Erhaltung eines Kaplans ausgeschieden war. 2) Der Frohn- oder Hoch-Altar U. L. Frauen, im J. 1364 aus dem Opferstock der Kapelle errichtet. 3) Der Altar des h. Leonhard, ebenfalls im J. 1364 von dem Rottweiler Bürger Burkard Weißhaar und dem Priester Eberhard gestiftet. 4) Der Altar der h. Katharina, im J. 1382 errichtet. 5) Der Altar des h. Wendelin, im J. 1380 von der Verena von Landenberg errichtet. 6) Der Altar der h. Maria Magdalena, im

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)