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Gewohnheit von Eigenschaft wegen ist,“ ein von K. Rudolf II. am 7. Jan. 1591 durch wörtliche Wiederholung bestätigtes Recht. Manchen Mängeln, welche sich von Zeit zu Zeit in die Ökonomieverwaltung des Spitals einschlichen, wurde durch den Receß vom 24. August bis 3. Sept. 1688, sowie durch die – im J. 1767 erneuerten und verschärften – Instruktionen von 1752 vorzubeugen gesucht. Über das Spitaloberpflegamt s. oben S. 262. 1

Auch in Rottweil fand die Reformation[1] Eingang und erblühte besonders hoffnungsreich daselbst gegen Ende der 20er Jahre des 16. Jahrhunderts durch die Thätigkeit des zwinglisch gesinnten Heiligkreuzpfarrers Konrad Stücklin von Sigmaringen und des auf ihn selbst hinwiederum einflußreichen Stadtarztes Valerius Anselm (s. ob. S. 208). Allein der Rath, an dessen Spitze damals der Bürgermeister Gall Möckh und der Schultheiß Konrad Mockh standen, und welcher an dem Pfarrer Uhl zu Deißlingen, später zu Rottweil, einen Eiferer für die Beibehaltung der alten Confession fand, trat von Anfang an der neuen Lehre entschieden entgegen, ließ die von dem St. Stephanspfarrer zu Constanz Joh. Spretter, einem geborenen Rottweiler, den 14. Juli 1527 ihm übergebene „christliche Instruktion und freundliche Ermahnung, das göttliche Wort anzunehmen“, durch den Henker auf dem Markt verbrennen, namentlich seit 1528 einheimische wie fremde Anhänger der neuen Lehre einthürmen, mit Ruthen stäupen, in das Halseisen stellen. Stücklin wurde wegen seines Predigens beim Bischof von Constanz verklagt, der den Nichterscheinenden bannte; als ihn aber der Rath seines Amtes entsetzen wollte, wandte er sich Ende Oktobers an die Gemeindevertreter, die Zunftmeister und die Achtzehner, wodurch die Erhaltung des Pfarrers entschieden wurde. Der hiemit unzufriedene Rath stellte jedoch zur Einschüchterung und Bewachung den Evangelischen eine unbürgerliche Wache mit Gewehr und Harnisch auf und verwies aus der Stadt Anfangs 1529 durch einen Beschluß sowohl Stücklin, der freilich auch unvorsichtiger Weise auf der Kanzel die Altgläubigen Gottlose, die Rathsherren neidische gehässige Hinderer Gottesworts gescholten, als den frechen Dominikaner-Lesemeister Georg Neudörfer, welcher besonders stark gegen die Neugläubigen eiferte,


  1. Vrgl. zum Folgenden Villinger Chronik in Mone Quellensammlung zur badischen Landesgeschichte 2, 107; Joh. Keßlers Sabbata in Mittheilungen zur vaterländischen Geschichte hgg. v. d. histor. Verein in St. Gallen VII-X, S. 234–237; Grüneisen, Carl, Nicolaus Manuel 140; Ruckgaber a. a. O. 2b, 235–247, namentlich aber Keim, Schwäbische Reformationsgeschichte bis zum Augsburger Reichstag. Tübingen 1855 S. 57, 71, 105 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0290.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)