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Deißlingen,
mit Eisenbahnstation,
Gemeinde II. Klasse mit 1810 Einwohnern, worunter 144 Evangelische. a. Deißlingen, Pfarrdorf, 1735 Einwohner; b. Heiligenhof, Hof, 12 Einwohner; c. Hinterhölzerhöfe, Weiler, 45 Einwohner; d. Lengenfeld, Hof, 7 Einwohner; e. Maienbühl, Hof, 11 Einwohner; Kath. Pfarrei; die Evangelischen sind nach Schwenningen eingepfarrt. 2 Stunden südwestlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der große, unregelmäßig angelegte Ort hat eine sehr freundliche, jedoch ziemlich unebene Lage an dem noch nicht erstarkten Neckar und ist theils in die Thalebene, theils an die leicht geneigten Abhänge gegen dieselbe weitläufig hingebaut. Viele ansehnliche Bauernhäuser mengen sich unter die gewöhnlichen ländlichen Wohnungen, von denen nur wenige noch mit Schindeln gedeckt sind, während die übrigen durchgängig Ziegelbedachung haben. Der Ort ist lieblich mit Obstbaumgärten umsäumt, die sich auch in die Zwischenräume der Gebäude hereindrängen; auch einzeln und gruppenweise gestellte Pappeln am und im Ort tragen zu der gefälligen Ansicht desselben wesentlich bei. Durch den Orte führt die Rottweil–Schwenninger Landstraße und die den gleichen Weg einschlagende Eisenbahn zieht nur etwa 500 Schritte südöstlich am Ort vorüber; an ihr befindet sich zunächst am Ort eine Eisenbahnstation und eine weitere (Trossingen) ebenfalls auf Deißlinger Markung, 3/4 Stunden südlich von Deißlingen. Überdieß sind Vicinalstraßen nach Niedereschach, Trossingen, Weigheim und Dauchingen angelegt.

Die dem h. Laurentius geweihte so ziemlich inmitten des Dorfes frei und schön gelegene Kirche soll in den nächsten Jahren durch eine neue in modern romanischem Stil gehaltene ersetzt werden und ist im ganzen Oberamtsbezirk die einzige Dorfkirche, die noch bedeutende Reste der gothischen Bauart, des Spitzbogenstiles zeigt. Der mit Strebepfeilern besetzte vieleckige Chor ist fast vollständig erhalten, aus seinen Spitzbogenfenstern sind jedoch die spätgothischen Füllungen herausgebrochen, mit Ausnahme des hintersten Chorfensters.

Im Innern hat das Schiff eine flache Decke, die in rechteckige Felder eingetheilt ist und in der Mitte ein großes nicht untüchtiges Gemälde zeigt: Mariä Himmelfahrt mit der Unterschrift: J. G. Glyckher inv. et pinx. 1723. Glyckher ein bekannter aus Rottweil gebürtiger Maler des vorigen Jahrhunderts. Auch die jetzt getünchten Wände des Schiffes waren bemalt. Der Chor hat noch sein ursprüngliches sehr schönes Netzgewölbe mit zwei

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0362.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)