Seite:OARottweil0403.jpg

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vogteiliche Jurisdiktion, auch wurden außer den Steuern, die zur Stadtkasse, und den Anlagen, die zur gemeinen Landschaftskasse entrichtet wurden, alle anderen hiesigen Einkünfte vom Spital bezogen. Der große und kleine Zehente kam in den J. 1362 und 1549 theils durch Vermächtnisse, theils durch Kauf ebenfalls an den Spital, die Hälfte desselben war jedoch ein ehemals von dem gräflich sulzischen, später fürstlich schwarzenbergischen Hause herrührendes Lehen.

Die österreichische Jurisdiktionstabelle von 1804 kennt einen so umfassenden Besitz des Rottweiler Spitals allhier nicht mehr, denn sie führt das Dorf – mit Ausnahme von 2 Bauernhöfen nebst einer Gült zu Trossingen und dem zu Feckenhausen gehörigen Bad Jungbrunnen, Lehen des Rottweiler Spitals von Österreich – als Eigenthum der Stadt Rottweil auf. Einiger österreichischer Lehensbesitz des Spitals blieb dagegen immer noch dahier, wie denn die Rottweiler Armenfondspflege den 8. Mai 1843 von Württemberg als Nachfolger Österreichs mit dem Gütlein Feckenhausen samt den zu dem Jungbrunnen gehörigen Waldungen und einem Hof, auch einem Hof im oberen Dorf Trossingen belehnt wurde.

Der Ort war früher nach Altstadt-Rottweil eingepfarrt; im J. 1803 wurde eine eigene Pfarrei errichtet.

Zu der Gemeinde gehört:

Jungbrunnen, bestehend aus einem Wohnhaus und einem großartigen Ökonomiegebäude nebst Hofraum und ansehnlichem hübsch angelegtem Garten. Der freundliche Hof liegt 1/4 Stunde nordöstlich vom Mutterort in dem stillen tief eingeschnittenen Jungbrunnen-Thal an der Vicinalstraße von Rottweil nach Feckenhausen und Schörzingen. Zu dem Hof gehören 48 Morg. Äcker, 45 Morg. Wiesen, 13 Morg. Weiden und 12 Morg. Wald, die von dem Eigenthümer rationell bewirthschaftet werden. Die hier vorhandene Mineralquelle[1], welche früher zum Baden benützt wurde, ist noch nicht gründlich analysirt; aus den gemachten Erfahrungen und angestellten Proben ergab sich, daß es kohlensaure, schwefelsaure und salzsaure Salze, und zwar von den ersteren weit mehr, als von den letzteren enthalte. Die Hauptbestandtheile aber sind die flüchtigen, indem es an geschwefeltem Wasserstoffgas und Kohlenstoff-saurem Gas sehr reichhaltig ist.

Die Geschichte Jungbrunnens hat meist schon ihre Darstellung


  1. Über diese Mineralquelle gibt es 3 Beschreibungen, die 1te vom J. 1554 von einem Wormser Arzte (Jakob Theod.), die 2te vom J. 1744, die 3te „Kurze Beschreibung des Bades und der Heilquelle zu Jungbrunnen bei Rottweil O. O. 1822. 8.“ Siehe hierüber Ruckgaber 2a, 359.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0403.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)