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Spitzsäulen in reichsten Verschlingungen bis an das Gewölbe sich aufbauend, eines der schönsten derartigen Werke, und mit den trefflich ausgeführten Statuetten zweier Bischöfe geziert. An der Nordwand des Schiffes sieht man sodann ein sehr schönes überlebensgroßes gothisches Krucifix, auf dem Hauptaltar die hübschen neugothischen Holzbilder Christi, des Petrus und Paulus; beide Seitenaltäre sind im Zopfstil gehalten. Der Taufstein ist alt und achteckig; die nördlich an den Thurm stoßende spätgothische Sakristei wird von einem Tonnengewölbe bedeckt. Der schwerfällige, mit einem Satteldach bekrönte Thurm enthält drei Glocken, worunter auf den beiden größeren sehr alten, in frühgothischen (z. Th. noch lateinischen) Majuskeln die Namen der vier Evangelisten und die Worte; O rex glorie criste veni cum pace stehen. Die dritte ganz kleine Glocke ist gegossen von Paulus Zwolfer in Rottweil. 1657. Auf dem Friedhof genießt man eine wundervolle Aussicht, hinab in das weite saftig grüne, von Waldbergen umhegte Wiesenthal, an dessen einem Ende die großartigen Formen der Albberge, an dem anderen die langen, ins lichteste Blau verdämmernden Höhenzüge des Schwarzwaldes aufsteigen; hier liegt eine uralte Grabplatte, aus rauhem Keupersandstein, sieben Fuß lang und geziert mit einem großen durch Vertiefungen in dem Stein herausgeschafften Kreuze, das an jene ältesten Kreuzformen auf altchristlichen Sarkophagen erinnert. Auch liegt noch eine alte Grabplatte, doch umgewendet, an der Ostseite des Thurmes. Eine davon könnte einst das Grab der Hellwiga bezeichnet haben (s. u.).

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Heiligenpflege. Das nördlich bei der Kirche stehende sehr hübsche zweistockige Pfarrhaus wurde schon im Jahre 1790 bedeutend umgebaut und ist vom Staat zu unterhalten.

Das 1857 erbaute Schulhaus enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und ein Zimmer für den Gemeinderath. Ein Backhaus und zwei Waschhäuser sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend 4 laufende Brunnen, die von 2 im Ort entspringenden starken Quellen gespeist werden. Auch die Markung ist reich an Quellen, von denen eine (auf dem Hof Jungholz) abführendes Wasser liefert. Überdieß fließt der Schwarzenbach zunächst (südlich) am Ort vorüber; er tritt öfters aus und verursacht einigen Schaden an den Thalwiesen. Über den Bach führen eine steinerne Brücke und zwei hölzerne Stege, welche von der Gemeinde unterhalten werden.

Die körperlich kräftigen Einwohner, von denen gegenwärtig 3 über 80 Jahre alt sind, nähren sich hauptsächlich von Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe sich nur auf die allernöthigsten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0415.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)