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eigentlichen Herrenhauses bis hinauf an die Giebelspitzen; auch zeigt es noch einen Rundbogenfries auf Konsolen und an der Ostwand einen hübschen runden Treppenthurm. Im Innern sind Spuren von gothischen Wandmalereien und in der Südostecke die Reste der alten, einst von einem Rippengewölbe übersprengten Burgkapelle. Einige der das Gewölbe tragenden Konsolen, auf einer derselben ein knieendes Männlein, und Theile der scharfprofilirten spätgothischen Rippen sind noch vorhanden. Gegen Westen vertheidigte der breite, mit gewaltiger Anstrengung aus dem Felsen gebrochene Graben die einzig zugängliche Seite der Burg, deren wankende Trümmer und deren wilde tiefeinsame rings von Waldgehängen umschlossene Lage einen unvergeßlichen Eindruck hervorbringen.

Außer der Burg Zimmern stand auf der Markung noch eine weitere, die sog. Lußburg, auch Nußburg genannt, von der auf dem Hörnlein, einer kühnen Bergspitze über dem Neckar, noch Graben und Wall sichtbar sind. Westlich vom Ort in der Nähe des Kirchbühls kommt der Flurnamen „Hinterhofen“ vor, hier soll das Dorf Rulinghofen gestanden sein. Etwa 1/8 Stunde nordöstlich von Herrenzimmern wird ein Ackergelände „Brudergarten“ genannt, was auf ein abgegangenes Bruderhaus hindeutet.

Der Name des Ortes und der hiesigen adeligen Familie, welche dem Stande der freien Herren angehörig, in der Folge mit der Grafenwürde geschmückt wurde, kommt in älteren Urkunden auf die verschiedenste Weise geschrieben vor, so Cimbern, Cimberin, Zimerin, Zimbern u. s. w. Er ist abzuleiten von dem althochdeutschen Zimbar (neuhochd. Zimmer) in der Bedeutung von Wohnung, daher nicht selten wiederkehrend und mit Hausen gleichbedeutend.

Die Familie von Zimmern

besitzt eine reiche Fundgrube für ihre Geschichte in der berühmten zimmerischen Chronik. Dieselbe wurde nach Beiträgen der Grafen von Zimmern Wilh. Wernher[1] († 1575) und dessen Neffen Froben Christoph († 1566 oder 1567) in den Jahren 1564–1566 von Johannes Müller, Sekretär des letzteren in Mößkirch, späterem Zimmerischen Obervogt zu Oberndorf am Neckar († 1600 oder 1601), verfaßt und hernach noch mit Zusätzen versehen; sie ist als 91.–94. Publikation des Stuttgarter literarischen Vereins von Barack herausgegeben. Den umfassendsten Gebrauch von ihr hat gemacht Ruckgaber, Heinrich, Geschichte der Grafen von Zimmern (Rottweil 1840).


  1. Jahrgeschichten des zimmerischen Geschlechts, von demselben Verfasser, s. Mone, Quellensammlung 2, 133 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0440.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)