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Sakramenthäuschen. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Kirchenpflege, die subsidiäre auf der Gemeinde. An einer Scheune gegenüber der Kirche ist ein sehr schönes großes Klosterwappen (St. Blasien s. u.) eingemauert. Der freundlich umhegte Begräbnißplatz wurde im J. 1844 außerhalb des Orts an einem südlichen Abhange angelegt und im Jahre 1869 um die Hälfte erweitert.

Das nordwestlich bei der Kirche stehende schmucke zweistockige steinerne Pfarrhaus wurde im Jahre 1687 erbaut, und ist vom Staat zu unterhalten.

Südwestlich vom Dorf in der tiefen Tannenwaldschlucht des Weiherbaches liegt in reizender Abgeschiedenheit die Wallfahrtskapelle zur St. Maria zum Thann, im Jahre 1763 erbaut, 1860–63 vergrößert und verschönert; – und östlich vom Ort liegt die im Jahre 1682 erbaute Sebastianskapelle; die genannte Jahreszahl steht über dem Eingang, das Innere enthält eine ziemlich alte tüchtige Holzskulptur des h. Sebastian.

Das 1839 erbaute zweistockige Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters, die Gelasse für den Gemeinderath und im Souterrain ein öffentliches Backhaus. Neben dem Schulhaus steht ein öffentliches Waschhaus. Überdieß besitzt die Gemeinde ein Schafhaus in Vaihingen und einen Farrenstall nebst Scheune im Ort. Vicinalstraßen gehen nach Zepfenhan und Zimmern u. d. B.

Etwa 20 Pumpbrunnen liefern ein ziemlich gutes, jedoch etwas kalkhaltiges Trinkwasser, das aber in trockenen Jahreszeiten so spärlich fließt, daß der Wasserbedarf theilweise 1/4 Stunde vom Ort entfernt bezogen werden muß. An der Südseite der Markung fließt der Vollochsbach und überdieß greift der Wiesenthälesbach in die Markung ein.

Die Einwohner, von denen gegenwärtig 5 über 80 Jahre zählen, sind im allgemeinen fleißig, ordnungsliebend und nähren sich von Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe sich nur auf die nöthigsten Handwerke beschränken. Zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei verbunden, und zwei Kramläden sind im Ort. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen; die wohlhabende Klasse hat 50 Morgen, die mittlere 12–15 Morgen Grundeigenthum, und die unbemittelte nur 11/2 Morgen Allmanden. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 6 Personen.

Die mittelgroße Gemeindemarkung ist, soweit sie für den Feldbau benützt wird, mit Ausnahme einiger Thalgehänge eben, während die Waldungen an den vielfältig getheilten, ziemlich steilen Abhängen liegen. Der ziemlich ergiebige, nicht tiefgründige Boden besteht auf

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0487.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)