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der jede Woche Montags nach Freiburg im Breisgau abfährt und am Freitag wieder zurückkehrt.

Schwenningen hat das Recht, in den Monaten Mai und September je einen Vieh- und Krämermarkt abzuhalten, der Handel und Verkehr auf denselben ist jedoch nicht von Bedeutung.

Die große, schön arrondirte Markung ist beinahe ganz von badischem Gebiet umgeben und grenzt nur im Südosten an den Oberamtsbezirk Tuttlingen, während sie mit dem diesseitigen Oberamtsbezirk gar nicht zusammenhängt, jedoch nur durch einen ganz schmalen Streifen badischen Landes von demselben getrennt ist.

Die Markung hat, mit Ausnahme der ziemlich steilen und hohen Keuperterrasse, eine flachwellige, leicht zu bebauende Lage und im allgemeinen einen fruchtbaren, etwas schweren, theilweise hitzigen Boden, der vorherrschend aus einem gelben Lehm und aus den Zersetzungsprodukten der Lettenkohlengruppe, des Muschelkalkdolomits und im südöstlichen Theil der Markung aus denen der Gipsmergel besteht. Im südwestlichen Theil kommt in namhafter Ausdehnung Moorgrund vor und im Norden greifen wenig ausgedehnt die kalkreichen Zersetzungen des Hauptmuschelkalks in die Markung ein. Etwa eine halbe Stunde vom Ort entfernt wird der Hauptmuschelkalk zu Straßenmaterial gewonnen, auch sind mehrere Gips-, Lehm- und Kiesgruben vorhanden; Töpferthon wird an dem Gemeindewalde „Hölzle“ gegraben. Im Südwesten der Markung besteht ein der Gemeinde gehöriger Torfstich, aus dem jährlich über 6 Millionen Stück an 1050 Ortsbürger als Bürgergabe abgegeben werden. Über den Torfstich zieht zunächst der Landesgrenze die europäische Wasserscheide zwischen dem Donau- und Rheingebiet. Von Punkten, die schöne Aussichten, namentlich an die Alb und bei heller Witterung an die Schweizeralpen, gestatten, nennen wir: den Thürnleberg, die hohe Mark und unter dem Dickebühl.

Das Klima ist ziemlich rauh und feinere Gewächse, wie Gurken, Bohnen etc. gedeihen nicht, auch ist die Gegend den Winden ausgesetzt und wird zuweilen von Frühfrösten und kalten Nebeln heimgesucht. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten, indem die Villinger Steige eine Wetterscheide bildet.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist ein vorzüglicher und zur Steigerung des Ertrags kommen außer den in gut angelegten Düngerstätten gesammelten Düngungsmitteln Gips und Asche in Anwendung. Von verbesserten Ackergeräthen haben neben dem Wendepflug der amerikanische Pflug, die eiserne Egge, die Walze und die Dreschmaschine Eingang gefunden. Man baut vorherrschend Dinkel, der sehr gut geräth, Mengfrüchte (Gerste, Linsen und Ackerbohnen) und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0512.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)