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Zepfenhan,
Gemeinde III. Klasse mit 444 Einwohnern, worunter 16 Evangelische. a. Zepfenhan, Pfarrdorf, 429 Einwohner; b. Sonthof, Hof, 15 Einwohner. – Kath. Pfarrei; die Evangelischen sind nach Rottweil eingepfarrt. 2 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Auf der Liashochebene hat der mittelgroße, etwas in die Länge gedehnte Ort eine freie, den Winden ausgesetzte Lage; er besteht mit Ausnahme mehrerer stattlicher Bauernhäuser größtentheils aus mittelgroßen, mitunter sehr kleinen Wohnungen, die durchaus mit Ziegeln gedeckt und meist getüncht sind. Die Gebäude lagern sich theils in mäßigen Entfernungen, theils etwas gedrängt an den breiten, ziemlich gut unterhaltenen Straßen, so daß der mit Obstbaumgärten, vereinzelten Waldbäumen, Eschen, Birken, Vogelbeerbäumen, und Wiesengründen umgebene Ort einen freundlichen Eindruck macht. Den Verkehr des Orts vermitteln Vicinalstraßen nach Neukirch, Schömberg und Feckenhausen, überdieß berühren die Staatsstraßen von Rottweil nach Schömberg und die von Spaichingen nach Schömberg die Gemeindemarkung.

Die so ziemlich inmitten des Ortes gelegene dem h. Nikolaus geweihte Kirche wurde im Jahre 1789 erbaut, und endigt in einen schmäleren halbsechseckigen Chor. Zwischen diesem und dem Schiff erhebt sich ein achteckiger Dachreiter. Über dem Westeingang steht die Jahreszahl 1789. Das hübsch gehaltene Innere besitzt mehrere gothische Holzskulpturen: auf dem linken Seitenaltar eine schöne halblebensgroße Pieta, auf dem Hochaltar die sehr tüchtigen Figuren des h. Nikolaus und der h. Agatha. In der Mitte des Hochaltars sieht man ein schönes modernes Ölgemälde, Christus am Kreuz, von J. Fuchs (1860), auf den Seitenaltären Mariä Himmelfahrt und Joseph und Maria mit dem Kind, beide sehr ansprechend gemalt von M. Jacob 1869, – und endlich an der Nordwand des Schiffes ein großes figurenreiches Ölbild aus der späten Renaissancezeit. Früher befanden sich in der Kirche einige altdeutsche Gemälde.

Der mit vielen trefflichen Schmiedeisenkreuzen geschmückte, im Jahre 1870 vergrößerte Friedhof geht um die Kirche.

Das im Jahre 1804 erbaute, von einem Garten umgebene hübsche Pfarrhaus liegt westlich der Kirche und ist, wie diese, von der Gemeinde zu unterhalten.

Das 1834–35 erbaute Schulhaus ist zweistockig und befindet sich in ziemlich gutem Zustande; es enthält ein Lehrzimmer, die Wohnung des Schulmeisters und die Gelasse für den Gemeinderath.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 547. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0547.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)