Seite:OARottweil0554.jpg

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Die im allgemeinen fleißigen und sparsamen Einwohner, von denen gegenwärtig 2 über 80 Jahre alt sind, treiben Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe sich nur auf die nöthigsten Handwerke beschränken. Schildwirthschaften sind 3 und Kramläden 2 vorhanden. Die Vermögensverhältnisse sind gut, indessen in neuerer Zeit durch Hagelbeschädigungen etwas zurück gekommen. Der wohlhabendste Bürger besitzt 90 Morgen, der sog. Mittelmann 20 Morgen Grundeigenthum, während die ärmere Klasse nur 11/2 Morgen Allmanden zur Benützung hat. Auf angrenzenden Markungen besitzen die Einwohner etwa 60 Morgen Güter. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 10–12 Personen. Das Klima ist ziemlich rauh und die Gegend ist wegen ihrer freien hohen Lage den Winden sehr ausgesetzt, auch wird sie nicht selten von Frühlingsfrösten und in neuerer Zeit auch von Hagelschlag heimgesucht. Die ziemlich große, schön arrondirte Markung hat eine flachwellige leicht zu bebauende Lage und einen mittelfruchtbaren sehr verschiedenen Boden, der theils aus Lehm, theils aus den Zersetzungsprodukten der Lettenkohlengruppe und des Muschelkalkdolomits (Malmboden) besteht; in letzterem sind 3 Steinbrüche angelegt, von denen jedoch nur einer benützt wird. Erdfälle kommen mehrere vor.

Die Landwirthschaft wird mit vielem Fleiß gut betrieben, und zur Verbesserung des Bodens kommt, außer den in zweckmäßig angelegten Düngerstätten gesammelten gewöhnlichen Düngungsmitteln, noch Kompost, Gips und Asche in Anwendung. Der Brabanterpflug ist allgemein eingeführt und die eiserne Egge, die Feld- und Dreschwalze und die Repssämaschine haben Eingang gefunden. Zum Anbau kommen die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel, ferner Kartoffeln, viel Futterkräuter und für den eigenen Bedarf Reps, Flachs und Hanf. Von den Getreidefrüchten werden jährlich auf der Schranne in Rottweil abgesetzt etwa 900 Scheff. Dinkel, 100 Scheff. Gerste, 50 Scheff. Mengfrüchte, 60 Scheff. Haber und 30 Scheff. Weizen. Die in namhafter Ausdehnung vorhandenen Wiesen sind durchaus zweimähdig und liefern gutes Futter, von dem, wie auch Kleeheu, viel nach außen verkauft wird. Die nicht beträchtliche Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit späten Kernobstsorten (Junkersbirnen, Frauenschenkel, Wadelbirnen, Lederäpfel, Scheibenäpfel) und von Steinobst mit Zwetschgen und Pflaumen. Der Obstertrag wird mit wenig Ausnahme im Ort verbraucht. Für die Obstpflege sind 2 Baumwarte aufgestellt und die Jungstämme bezieht man größtentheils aus der Gemeindebaumschule.

Die Gemeinde besitzt 275 Morgen Nadelwaldungen, die jährlich etwa 120 Klafter und verhältnißmäßig Wellen abwerfen; hievon

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 554. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0554.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)