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der Anhöhe nordöstlich vom Ort kommt die Flurbenennung „auf Weilen“ vor, was auf einen abgegangenen Wohnort hindeutet. Der nordöstlich vom Ort zwischen den Thälern der Beera und des Anhauserbachs kräftig vorspringende Berg wird die „Oberburg“ genannt, hier stand ohne Zweifel die Burg Michelstein.

Der Ort, dessen Name früher Aginesheim, Uaganesheim, Eginshaim, Egenshain, Egeshan, auch Egasah, Egentheim u. s. w. geschrieben wurde und auf den Eigennamen Egino zurückzuführen ist, erscheint zuerst durch Besitz des Klosters St. Gallen allhier, welcher z. Th. von der Karolinger Familie herrührte: den 29. Juni 770 gab ein gewisser Gundachar alles was er im Orte E. hatte, mit Ausnahme von 2 Leibeigenen, an das Kloster, den 10. Jan. 890 König Arnulf seinem Vasallen Egino 15 Huben mit allen Zugehörden am hiesigen und an einigen anderen Orten, die später auch in den Besitz des Klosters gekommen zu sein scheinen (Wirt. Urkb. 1, 12. 194).

Frühe erscheint ein hiesiger Ortsadel; zu ihm gehörten Heinrich von E., den 14. März 1210 Zeuge in einer Urkunde des Abts Heinrich von Reichenau (Neugart Episc. Const. 1. 2 pag. 614); der schon genannte Ritter Berthold von E., gräfl. urachischer Lehensmann in den JJ. 1217 und 1227 (vergl. oben S. 303 und Wirt. Urkb. 3, 208); Konrad von E. in den J.J. 1280–1297 bald als Johanniterordensbruder zu Villingen, bald als Kommenthur allda oder zu Rottweil genannt (Neugart a. a. O. 553. Mone 7, 152. 9, 475); Heinrich von E. den 5. März 1285 Zeuge bei einem Kauf der Johanniterkommende Rottweil; wohl auch Hagelstein von E. im J. 1305 (Schmid Urkb. 161).

Der Ort selbst bildete in der Folge unzweifelhaft einen Bestandtheil der (oberen) Grafschaft Hohenberg, denn den 11. Nov. 1372 trug Gr. Rudolf (III.) von H. dem Kaiser Karl IV. als König von Böhmen von wegen seines Sohnes des Königs Wenzel mit der Stadt Friedingen und einigen anderen Dörfern in der Gegend auch dieses Dorf zu Lehen auf, und leistete den Eid als Mann und Vasall der Krone Böhmen (eine damals auch sonst vorkommende Art, sich der Gunst des Kaisers zu versichern; Schmid, Hohenb. 251). Als die Grafschaft Hohenberg im J. 1381 österreichisch geworden war, theilte der Ort zunächst das Schicksal von Oberhohenberg (s. oben S. 283) und wurde den 25. Sept. 1486 mit dem Burgstall Wehingen von Herzog Sigmund vorübergehend dem Hans von Wehingen als Lehen überlassen (siehe

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0311.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)