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der hiesigen Weinberge, erhält man sie von ungemeiner Größe und Dicke, wie die Thiere im Sommer nicht gesehen werden. Dann L. anatomicus Hoffm.; ferner L. olidus Hoffm.; endlich L. agilis, Hoffm., letztere Art in modernden Holzstücken unter der Rinde alter im Wasser aufliegender Baumäste, auch am Uferrand und im Neckar selbst unter Steinen; letztere Exemplare waren auffallend roth von dem durchscheinenden Blut. – Der merkwürdige, bis vor Kurzem noch so wenig bekannte Phreoryctes Menkeanus Hoffm. findet sich in Brunnen hiesiger Stadt und im Quellwasser des Ammerthales. – Lumbriculus variegatus Müll., weit verbreitet, kommt auch hier nicht selten vor, namentlich in der Algendecke der Tümpel; von allen einheimischen Anneliden unterscheidet er sich durch die eigenthümlich raschen Bewegungen, mit welchen er das Geflecht der Algen pfeilschnell durchschlängelt. – Saenuris variegata Hoffm. ist häufig in Lachen, z. B. auf dem Spitzberg, und zwar bis in den Spätherbst hinein; in manchen Jahren bei milder Witterung sah man dort noch um Weihnachten ausgebreitete Colonieen als dichtrothe Massen.

Von Hirudineen finden sich der allenthalben in Deutschland gemeine Aulocostomum nigrescens Moq. Tand. – Da bekanntlich der medicinische Blutegel, Hirudo medicinalis L., wohl in den meisten Gegenden Deutschlands ausgerottet ist, so war es dem Verfasser interessant zu erfahren, daß in einem Weiher bei dem einige Stunden von Tübingen entfernten Orte Kayh (Oberamts Herrenberg) das Thier sich noch findet. Vor etwa 40 Jahren war die Art wohl allgemein noch häufiger; denn Schübler (1820) sagt kurzweg: „der ächte Blutegel“ finde sich „in einzelnen Wassern“. Nach der Aufzählung bei Kurr (1863) hat es den Anschein, als ob der medicinische Blutegel mit dem Roßegel und einigen Naiden auch jetzt noch gleich häufig sei, was man nach Vorgesagtem bestreiten müßte. (Eine andere Localität, wo ich mich von dem Vorhandensein des medicinischen Blutegels selbst überzeugt, sind die Gewässer bei Maiselstein im Allgäu.) – Die weit verbreitete Art: Nephelis vulgaris Müll. ist auch hier in fließendem und stehendem Wasser häufig und die Thiere scheinen sich der Begattung halber gesellschaftlich zusammenzuthun; es läßt sich wenigstens im April und Anfang Mai beobachten, daß in abgegrenzten Wassern, von denen man vorher weiß, daß sie sehr reich an unseren Egeln sind, kein einziges Individuum trotz sorgfältigen Suchens sich zeigen will, bis man endlich auf einen Stein trifft, an dessen Unterfläche ein zahlreicher Trupp beisammensitzt. – Anstatt der Piscicola geometra L., welche an Fischen des

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_048.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)