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grandis L., welche er im wärmeren Mainthal nicht selten gefangen, bisher hier vermißt. – Aus der Gruppe der so zahlreichen Ichneumoniden habe ich ein einzigesmal hier in der Schlucht hinter dem Gutleuthaus im Oktober die stattliche Rhyssa persuasoria L. erbeutet. – Von Ameisen ließen sich einstweilen nennen: Formica herculeana L. (die große oder Roßameise); F. rufa L. Waldameise; Lasius fuliginosus Latr. Holzameise; L. niger Latr. kleine schwarze Ameise; L. flavus Fabr. kleine gelbe Ameise; Formica sanguinea Latr. blutrothe Ameise; Myrmica rubra Latr. rothe Ameise. – Das flügellose Weibchen von Mutilla europaea L. habe ich öfters angetroffen auf Waldwegen, das geflügelte Männchen erst ein einzigesmal im Juni im hiesigen botanischen Garten auf einem ausländischen Bärenklau.[1] – Zu der einheimischen Honigbiene (Apis mellifica L.) gesellt sich auch bei uns immer mehr die eingeführte italienische Biene (A. ligustica Spin.)

Die fliegenartigen Insekten (Diptera) der Fauna Württembergs überhaupt sind bisher einzig und allein von Roser studirt worden. Auch Schreiber dieses hat zwar Manches gesammelt, ist aber noch nicht zum Verarbeiten des Materials gekommen. – Wie überall sind auch hier Larven von Oestrus gemein, aber die Fliege ist im Freien eine äußerst seltene Erscheinung. – Species von Tipula auf unseren feuchten Wiesen allenthalben; auffallend ist, daß die Schnacken (Culex pipiens L.) hiesiger Gegend wenig blutdürstig sind, während diese Thiere bekanntlich an vielen andern Orten an warmen Sommerabenden Einem zur unerträglichen Störung werden können. – Hingegen sind die Bremsenarten (Tabanus) im Hochsommer auch hier äußerst zahlreich und beschwerlich. – Von schönen aber schwierig zu fangenden Trauerfliegen (Anthrax) giebt es an stark besonnten Wegen und Mauern mehrere Arten. – Aus der Gruppe der Waffenfliege verdient die in Deutschland nirgends gemeine Clitellaria ephippium Fabr. besonders genannt zu werden; auf der Nordseite des Österbergs und im Walde von Niedernau hat Verfasser sie bereits mehrmals gefangen. – Eine Reihe schöner, doch auch sonst gemeiner Arten von Syrphidae, für welche nebst anderen Dipteren und Hymenopteren


  1. In hiesiger Sammlung findet sich auch ein Exemplar der prächtigen Goldwespe (Parnopes carnea Latr.) mit „Tübingen“ als Fundort. Ich habe noch nie die Freude gehabt, dieses schöne und mehr südliche Thier in hiesiger Gegend zu bemerken. Die frischen Exemplare, welche ich der Sammlung einverleibt, rühren von Dr. Funk in Bamberg her, der sie, „nicht sehr selten“ im dortigen Hauptsmoorwald entdeckte.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 060. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_060.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)