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die Blüthen unseres Bärenklau im Spätsommer wahre Tummelplätze werden. – Große Asilus (crabriformis L., A. ephippium L.) im Hoch- und Spätsommer nicht selten am Rand der Kieferwaldungen, an Baumstämmen sich sonnend. – Von den durch ihre Fortpflanzung merkwürdigen Tachinen habe ich mich bisher vergeblich in hiesiger Gegend nach Tachina grossa L. umgesehen; die anderen kleinen Arten sind vorhanden. Ebenso schön gefärbte Species von Phasia. – Die Larven von Eristalis tenax L., mitunter in großer Menge auf feuchtem Boden an Pfützen, Abtritten lebend, erregen durch Größe und seltsame Gestalt (Rattenschwanzmaden) Aufmerksamkeit, öfters noch Widerwillen. – Zarte Bombylius, schon mit den ersten Blüthen erscheinend von schönwalligem Aussehen sind in mehreren Species vertreten. – Nycteribia Latreillii Curt. nicht selten auf Vespertilio murinus. – Braula coeca Nitzsch auf der Honigbiene; hiesige Bienenzüchter wollen versichern, schon ein halb Dutzend (?) auf einer einzigen Biene angetroffen zu haben.

Es wäre jetzt noch auf zwei Insektenordnungen hinzuweisen, welche weitaus die meisten Verehrer zählen, die Coleopteren und Lepidopteren. Der glänzende Käfer und der buntgeflügelte Schmetterling sind es, welche auf Jung und Alt einen unwiderstehlichen Reiz ausüben, und mit ihnen hat auch eigentlich die entomologische Literatur für die Tübinger Gegend begonnen. Man darf vielleicht die Dissertation Kölreuters: de Insectis coleopteris, Tubingae, 1755, hier nennen; obschon sie im Grunde keine faunistische Aufzählung gibt, sondern eine gut gefaßte, allgemeine Charakteristik der damaligen Hauptgattungen zum Gegenstande hat, mit eingestreuten biologischen Bemerkungen. Doch gedenkt er gelegentlich des „Carabus“, daß er den Brachinus crepitans L. (dazumal Cicindela) „initio Martii ann. 1752 Tubingae gregatim sub lapidibus“ gefangen habe; bei „Blatta“ erfährt man, daß mit Periplaneta orientalis L. schon dazumal „in Suevia nostra omnia fere domicilia lignis constructa iis repleantur.“ Der „Carabus maximus in pratis frequentissimus“ ist wohl Procrustes coriaceus Fabr. (noch jetzt hier häufig); auch hat er „Meloë“ eingesammelt „ad margines agrorum et in collibus soli expositis, mense Majo“[1]. In unserem


  1. Zu dieser Dissertation von Kölreuter steht noch in Beziehung eine einige Jahre später erschienene Dissertation von Hotz: de balneis infantum adnexa Buprestis descriptione cum tabula aenea 1758. Diese Tafel nämlich, welche die Euchroma gigantea und eine große Jalodis, damals in den Sammlungen, wie es scheint, noch rar, vorstellt, hat für uns eine kulturhistorische Bedeutung; denn nach der Unterschrift: Meyer pinx. Tubingae Stoer sc. zu schließen, ist sie nicht blos hier gezeichnet, sondern vielleicht auch in hiesiger Stadt gestochen worden und zwar trefflich, in älterem strengem Stil. Verhält sich dieß so, dann ist jetzt nach hundert Jahren die „Universitätsstadt“ hierin zurückgegangen, – wir haben keinen Kupferstecher mehr.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 061. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_061.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)