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Malen hieher gebracht. – Orectochilus villosus Fabr. findet sich in der Steinlach, bei Tage verborgen, gesellschaftlich unter Steinen und Holzstücken des Ufers. An gleichem Orte sind Arten von Elmis zahlreich. – Lomechusa paradoxa Gr. im Frühjahr in Colonien der rothen Ameise, unter Steinen, an Waldränden; Staphylinus hirtus L. ist hier nicht allzuselten und erscheint zweimal im Jahr, im Mai und im September; Oxyporus maxillosus Fabr. wurde vom Obertribunalrath Steudel[1] in einem Baumschwamm in Menge gesammelt. Ganz vergeblich haben wir bisher nach dem in Ameisencolonien lebenden Claviger foveolatus Müll. gesucht; die andern kleinen nahestehenden Arten von Bryaxis und Pselaphus sind wie überall durch Sieben leicht zu erhalten. – Ein sehr seltener Laufkäfer der hiesigen Umgebung ist Carabus nitens L., von dessen Dasein ich mich zum erstenmal im vorigen Sommer durch Auffinden einer Flügeldecke in einem Baumstumpen des Schönbuchs, oberhalb Bebenhausen, überzeugt habe. C. intricatus L. an gleichem Orte nicht allzuselten. Dort hat auch Steudel den C. irregularis in einem einzigen Exemplar entdeckt, zu dem sich aber bisher trotz vielem Nachsuchen kein zweites hat finden lassen.[2] C. consitus Panz. nicht sehr selten im Ammerthal, auch im Thälchen der Schinderhütte. Den Sträuche und Bäume erkletternden Calosoma sycophenta L. haben wir immer vermißt, hingegen den Cal. inquisitor L. nicht selten auf Eichen getroffen, z. B. auf dem Anger hinter Bläsiberg. Dromius linearis Fabr. in Laub und Gestrüpp; Metabletus truncatellus Fabr. mehrmals in großer Anzahl gefunden, z. B. auf dem Galgenberg, dann auch an einer sonnigen, sandigen Stelle des Ammerthales; Diachromus germanus L. selten unter Steinen bei Kirchentellinsfurth; Chlaenius agrorum Oliv., nur aus wenigen deutschen Gegenden bekannt, an den Ufern der Blaulach. Ob, gewissermaßen als Repräsentant der Höhlenkäfer, auch in dunkeln Kellerräumen unserer Gegend Sphodrus leucophthalmus L. sich vorfindet, ist noch ungewiß. – Ein Beispiel, wie ein Käfer aus einer Gegend verschwinden kann, liefert auch die spanische Fliege (Lytta vesicatoria Fabr.). Schübler theilt (1820) mit, daß bei Tübingen das genannte Insect so


  1. Aus der Feder dieses sorgfältigen Beobachters haben wir ein vollständiges Verzeichniß der um Tübingen vorkommenden Coleopteren zu erwarten.
  2. Heer rechnet diesen Käfer zu den alpinen oder hochnordischen Thieren, die, wenn sie jetzt noch auf Hügeln oder Niederungen sich finden, als Reminiscenzen an die ferne Gletscherzeit zu betrachten seien.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_064.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)