Seite:OATuebingen 076.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

man noch ungewiß, ob die giftige Viper im Württemberger Land überhaupt vorkomme. Schübler sagt: „Coluber berus soll schon bei Urach und Göppingen gefangen worden sein, auch in der Gegend von Neresheim soll sich die giftige Natter finden, doch bedürfe dieß alles einer näheren Prüfung.“

Unsere Saurier sind: die weitverbreitete Anguis fragilis L., ferner Lacerta agilis L.[1], endlich Lacerta (Zootoca) vivipara Jacq. Dieses letztgenannte niedliche Thier findet sich z. B. im Wald über Derendingen, im Schönbuch unweit Bebenhausen; gelangt auch öfters, da es gerne seinen Aufenthalt unter Baumrinde nimmt, mit frisch gefälltem Holze in die Straßen hiesiger Stadt. Auch die Abänderung L. (Zootoca) nigra Wolf. fing Verfasser am Goldersbach, wo sie ihre Wohnung unmittelbar am Wasser, unter einem Wurzelstumpen, aufgeschlagen hatte; wie denn überhaupt diese Eidechse ganz im Gegensatze zu L. agilis, welche trockene sonnige Plätze bewohnt, beschattete, feuchte, ja selbst nasse Orte vorzieht.




Daß einer der größeren geierartigen Raubvögel: Vultur fulvus L, Vultur cinereus L oder ein Gypaëtos barbatus[2] sich jemals in hiesige Gegend verflogen habe, ist mir nicht bekannt geworden; hingegen wurde schon hin und wieder ein Seeadler (Haliaëtos albicilla Briss.) oder ein Steinadler (Aquila fulva L.) bei Tübingen bemerkt oder geschossen, so z. B. 1820 ein schönes Exemplar des Seeadlers. – Der Flußfischadler (Pandion haliaetos L.) scheint in früherer Zeit, nach den Mittheilungen des um die vaterländische Vogelkunde sehr verdienten Chr. Lud. Landbeck[3] nicht selten gewesen zu sein und


  1. Die hübsche Form Lacerta erythronotus Fitz. (Seps ruber Laur.) ist hier noch nicht vorgekommen. Schreiber dieses fieng sie bei München, dann im bayrischen Hochland, endlich noch jüngst in der Ramsau (Gebirg von Berchtesgaden), immer nur in je einem Exemplar; sie scheint demnach mehr den eigentlichen Gebirgsgegenden anzugehören.
  2. Wenn man in Schrank’s Alpenreisen liest, daß noch im Jahr 1786 der Bartgeier bei Reutte (Tyroler Grenze) gar nicht selten war, so mag er wohl öfter auch in unsere Gegend eingefallen sein. Ein schönes Exemplar, welches in der Würzburger zoologischen Sammlung steht, wurde bei Mergentheim erlegt.
  3. Systematische Aufzählung der Vögel Württembergs.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 076. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_076.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)