Seite:OATuebingen 205.png

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der Abhänge steil hinunter. Etwas mehr Regelmäßigkeit in der Anlage finden wir in dem nördlichen, besonders aber in dem nordöstlichen Theil der Stadt, welch letzterer von einem den 9. September 1789 ausgebrochenen Brand in Asche gelegt und hierauf regelmäßig und schön wieder aufgebaut wurde. Die Grenzen des Brandes waren das Lustnauer Thor, die Mezgergasse, das Dekanatsgebäude, der Adler und der Pfleghof. Auch frühere Brandunglücke (s. unten) mögen einige Verschönerung der Stadt zur Folge gehabt haben. Auch unterstützte das württembergische Haus bei seiner Vorliebe für diese Stadt nach deren Erwerbung die Anlage hiesiger Neubauten. Die durchaus gepflasterten Straßen in der Altstadt sind mit wenig Ausnahmen nur von mäßiger Breite, nicht selten aber enge, steil ansteigende, zuweilen mit Staffeln versehene Gassen; an ihnen lagern sich, dicht gedrängt, die häufig etwas vor- oder zurückstehenden, größtentheils alten, mit den Giebelseiten gegen die Straße gekehrten Gebäude, deren Unterstöcke meist aus Stein, die übrigen, in der Regel etwas vorstoßenden Stockwerke aus Holz, und zwar vorherrschend aus Eichenholz erbaut sind. Eine Ausnahme machen mehrere bedeutendere Gebäude, die massiv aus Stein aufgeführt sind.

Was nun die alte Befestigung und Ummauerung der Stadt betrifft, so müssen wir mit dem ehemaligen, wohl befestigten Schloß (s. hier. unten) beginnen, welches die ursprüngliche, auf den Bergrücken hingebaute Stadt gegen Westen deckte und den Zugang zu ihr verhinderte; von ihm lief die alte, theilweise noch erhaltene Stadtmauer oben an dem südlichen Bergabhang (Neckarhalde) gegen die noch innerhalb der Mauer gelegene Münzgasse bis zur Georgskirche, um welche sie sich herumzog und von der aus sie wieder an der Nordseite des Bergrückens bis zur Pfalz führte. Welchen Zug sie auf dieser Seite hatte, kann nicht mehr ermittelt, sondern nur nach den Terrainverhältnissen noch vermuthet werden; ohne Zweifel lief sie am obern Rand des Bergabhanges hinter der Kirchgasse gegen den Burgsteig, welcher noch innerhalb der Mauer lag, bis zum nördlichen Ende des zunächst an dem Schlosse gezogenen tiefen Burggrabens. Die Ausdehnung der uranfänglichen Stadt war daher schmal und langgestreckt vom Schloß bis zur Kirche. An der Ostseite der Kirche lief ein Graben quer über den Bergrücken und erschwerte hier den Zugang zu dem festen Bergstädtchen. Auf dem Vorhügel des Österbergs,[1]


  1. Haus- und Hofraithe am Österberge schon in Urk. v. 1317. Mene. Zeitschr. 18, 456.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_205.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)