Seite:OATuebingen 213.png

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Portal ein einfacheres, im Giebel wieder mit dem herzogl. württemb. Wappen geschmückt.

Das Schloß ist ein gewaltiger viereckiger Bau, der einen großen, rechteckigen Hof einschließt, gegen Nord und Süd weit über den schmalen Rücken hinausgreift und hier von hohen Untermauern getragen wird, so daß der Hofraum viel höher liegt als die Erdfläche an diesen beiden Seiten. Von außen gesehen bildet das Schloß eine ziemlich unbelebte, nur an den Ecken durch die Thürme gegliederte Masse mit Fenstern aus verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Formen. Die Mauern sind gegen Osten und Süden dick beworfen. Bei genauer Betrachtung der Schloßmauern ergibt sich sowohl aus ihrem Gefüge als aus den uralten Steinmetzzeichen ihrer Quader, daß beinahe durchaus die Mauern der alten Pfalz noch aufrecht stehen bis zu der Höhe des zweiten Stockes, daß also diese schon von mächtigem Umfange war, wie auch begreiflich ist, wenn man die Bedeutung des hier herrschenden Hauses erwägt. An den vier Umfassungsmauern des großen Hofes sieht man deutlich, wie hier die spätgothischen und modernen Fenster eingesetzt wurden, ebenso an der äußeren nördlichen Seite, wo sich unter den spätgothischen und großen modernen Rundbogenfenstern noch einige romanische Rundbogenfensterchen erhielten. Vor die östliche Außenmauer der Pfalz wurde durch Ulrich eine niedrigere Mauer gebaut und von Herzog Friedrich mit einer Galerie geschmückt.

Gegen Süden scheint die ursprüngliche Mauer noch ganz zu stehen, gegen Westen haben sich vor dem eigentlichen Schloßviereck noch bedeutende Trümmer erhalten. Hier zieht sich, durch einen jetzt ausgefüllten breiten Graben getrennt, der Überrest einer 10′ starken uralten Mauer in etwas schiefer Richtung als Hochmantel hin, den schmalen Bergrücken quer abschließend. Gegen Süd und Nord stößt dieser Mantel an Bauten, deren Erdgeschosse noch alt sind; an seiner Westseite dehnt sich ein sehr breiter Graben, jetzt theilweise mit Trümmern erfüllt und davor schiebt sich auf dem Scheitel des ganz schmalen, zu beiden Seiten sofort steilabfallenden Rückens, das sogenannte Schänzle vor, gewiß schon seit alter Zeit ein festes Werk. Unter dem Schlosse, namentlich unter seinen nördlichen und westlichen Theilen befinden sich ausgedehnte unterirdische Räume, die auch von dem alten Pfalzgrafenbau her stammen.

Das Schloß, wie es jetzt ist, hat gegen den Hof hin zwei, gegen außen drei Geschosse, seine nordöstliche Ecke stützt ein hoher runder Thurm mit Kanonenlucken und kühnen steinernen Wasserspeiern, erbaut

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_213.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)