Seite:OATuebingen 320.png

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hin. Die Gebäulichkeiten sind durch eine Mauer verbunden und bestehen aus der jetzt zu einem Wohnhaus verbauten Kirche und zwei Ökonomiegebäuden. Von der romanischen Kirche sind noch wesentliche Theile erhalten; ihr ursprünglich flachgedecktes Schiff, innen ganz zu Wohngelassen eingerichtet, zeigt außen noch ringsum den alten Sockel; früher waren an der Nordseite auch die alten schmalen Rundbogenfensterchen erhalten; an der Südseite zieht sich noch unter dem Dachgesimse der Rundbogenfries hin, in dessen Feldern verschiedene merkwürdige Flachskulpturen sich finden; es sind theils Pflanzengebilde: Palmen, Lilien, Rosen, Klee- und Eichenblätter, theils figürliche Darstellungen: Drachen, Fuchs und Bär, eine Schlange, ein fressender Adler, das Brustbild eines Mannes, der nach antiker Weise mit aufgehobenen Händen betet. Gerade über dem neueingesetzten Eingange wird der Rundbogenfries durch einen großen ungeflügelten Drachen unterbrochen; sodann sind links von der Thüre ein Löwe und ein geflügelter Drache mit einem in einen Pfeil endigenden Schweife, die gegen einander springen, eingemauert, und darüber eine Säule, an der ein langgeflügelter Engel in halber Lebensgröße steht, mit der rechten Hand segnend, mit der linken ein Buch haltend; das untere Stück einer entsprechenden Figur, in Priestertracht und auch ein Buch haltend, ist jetzt in der Scheune eingemauert. Beide waren an den Pfosten des alten Einganges angebracht. Der höchst primitive Stil aller dieser Skulpturen deutet auf frühromanische Zeit; die noch ganz erhaltenen östlichen Theile der Kirche, der jetzt als Kellerchen benützte quadratische Chor samt seiner halbrunden Abside, sind dagegen entschieden spätromanisch. Schwärzloch kommt schon 1085 unter den an das Kloster Blaubeuren geschenkten Stiftungsgütern vor. Das Kirchlein war dem heil. Nikolaus geweiht. Der Chor ist schmäler als die Kirche und hat in den vier Ecken Säulen, die auf keilförmigen Kapitellen ein hohes Rippenkreuzgewölbe tragen. Der Triumphbogen, der vom Schiff in den Chor führt, ist spitzbogig, die schmalen Fensterchen sind noch halbrund, die Gewölberippen von birnförmigem Querschnitt. An der Ostwand des Chores befindet sich über dem Halbkreisbogen der Abside ein Relief, ein Einhorn darstellend, ein anderes daneben ward ausgebrochen. Durch die Tünche der Wände und des Gewölbes schimmern noch Spuren von Fresken. Außen gibt die von Lisenen, Rundbogen- und Zahnschnittfries belebte Chorpartie, die ganz an den grünen Abhang vortritt, ein sehr anmuthiges Bild. Starke über Eck stehende Strebepfeiler von spätromanischer Form stützen die freien Ecken des Chores; ein quadratisches, von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_320.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)