Seite:OATuebingen 322.png

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dem gegenüber sich die Schlucht des Madenbaches öffnet, der freundliche Ort malerisch empor, überragt von der ganz auf der Höhe stehenden Kirche. Die mittelgroßen Häuser liegen, dem unebenen Erdreiche folgend, in kleinen hübschen Gruppen beisammen, die von Obst- und Gemüse-Gärtchen umgeben sind. Nur der südlichste Theil des Ortes, der sich als schmaler Streifen am Wieslesbach hinzieht, ist eben, aber die Häuser stehen auch hier unregelmäßig. Die Lage ist gesund, übrigens dem Nordwind etwas ausgesetzt. Die in verschiedenen Windungen und oft steil anlaufenden Straßen sind in mittelmäßigem Zustand und nicht gekandelt. Der Ort ist ringsum von ausgedehnten Obstbaumgärten umgeben, an die sich fruchtbares Ackerland anschließt. Die ganz auf der Höhe, am Nordende des Dorfes stehende kleine Kirche, von deren Thurm man eine weite Aussicht über die Alb, das Neckarthal und den Schönbuch genießt, hat nichts bemerkenswerthes. Sie ward an der Stelle einer dem h. Nikolaus geweihten Kapelle im Jahr 1654 erbaut und bildet ein flachgedecktes Schiff ohne Chor; die Sakristei ist nördlich angebaut; der Thurm, unten steinern, oben von Holz und mit vierseitigem Zeltdache bekrönt, steht im Westen. Das Innere der Kirche ist stark mit Emporen verbaut. Die zwei Glocken auf dem Thurme sind gegossen 1837 von Christian Adam Kurtz und Sohn in Reutlingen. Um die Kirche läuft im Westen eine alte feste Mauer; auch Spuren eines Grabens sind noch sichtbar; hier soll eine Burg gestanden sein, welcher der Ort ohne Zweifel seinen Namen verdankt. Die Baulast der Kirche hat die Gemeinde.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt außerhalb, östlich vom Ort, und ward 1844 angelegt; früher wurden die Todten auf dem Friedhofe von Oferdingen beerdigt.

Ein Pfarrhaus ist nicht vorhanden; der jeweilige Pfarrverweser wohnt in einem Privathause.

Das Rathhaus befindet sich in ziemlich gutem Zustande; es wurde 1850 angekauft und für seinen gegenwärtigen Zweck eingerichtet.

An das kleine alte Schulhaus ward 1846 ein neues angebaut; das erstere enthält die Wohnung des Schulmeisters.

Eine Industrieschule besteht.

Außerdem besitzt die Gemeinde noch ein Backhaus und ein Waschhaus.

Hinreichendes und sehr gutes Trinkwasser liefern 3 Pumpbrunnen und 2 starke laufende Brunnen, von denen der sog. Gaßbrunnen der bedeutendste ist. Außerhalb des Ortes befinden sich auf der Markung mehrere frische Quellen und in der Neckarthalebene 3 Altlachen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_322.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)